Der Zahnschmelz ist der Bodyguard unserer Zähne. Die millimeterdicke Schicht schützt den Zahn vor Säuren und äußeren Einflüssen. Doch vielen Kindern fehlt dieser Schutz. Sie leiden an Kreidezähnen – der sogenannten Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation (MIH). Ihre Zähne sind viel empfindlicher und anfälliger für Erkrankungen wie Karies. Wir erklären, wie MIH entsteht und was der Zahnarzt tun kann.

Zahnärztin untersucht Mädchen auf die Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation (MIH). Ihre Zähne sind viel empfindlicher und anfälliger für Erkrankungen wie Karies. Information Mundgesundheit erklärt, wie MIH entsteht und was der Zahnarzt tun kann.

Das Wichtigste auf einen Blick: 

  • Die sogenannten Kreidezähne treten bei den ersten bleibenden Backenzähnen (Molaren) oder Schneidezähnen (Inzisiven) auf.
  • Betroffene Zähne haben häufig weiße und bräunliche Flecken und sind besonders empfindlich.
  • Der Zahnschmelz an MIH-Zähnen ist häufig nur ein Zehntel so hart wie normaler Zahnschmelz.
  • Die Ursachen sind noch nicht klar: Vermutet wird ein Zusammenhang mit Umweltgiften in den ersten beiden Lebensjahren.
  • Von der Überkronung bis zur Zahnentfernung gibt es viele Optionen für die MIH-Therapie.

Die Molaren Inzisiven Hypomineralisation ist bei 12-Jährigen weiter verbreitet als Karies

Lange Zeit waren Karieslöcher das allein herrschende Schreckgespenst bei Eltern und Kindern in Deutschland. Die Zeiten sind vorbei: In der fünften Deutschen Mundgesundheitsstudie fanden die Mediziner heraus, dass etwa 28,7 Prozent der 12-Jährigen an MIH leiden. Damit ist der Zahnschmelzdefekt mittlerweile weiter verbreitet als Karies in dem Alter.

Symptome der Molaren Inzisiven Hypomineralisation (MIH)

  • weiße oder bräunliche Flecken auf den ersten bleibenden Backenzähnen (Molaren) oder Schneidezähnen (Inzisiven)
  • starke Beschwerden beim Genuss von kalten und heißen Speisen/Getränken
  • häufige Vermeidung des Zähneputzens aus Angst vor Schmerzen

Nicht nur die Farbe unterscheidet die erkrankten Zähne von den gesunden. Der Zahnschmelz ist viel weicher und poröser, als er es eigentlich sein sollte. Das führt dazu, dass bereits beim Durchbruch große Teile des Zahnschmelzes abplatzen oder zerbröckeln. Der Zahn steht ohne Schutz da.

Hat mein Kind MIH?

Ob das eigene Kind an MIH leidet, lässt sich relativ leicht herausfinden. Ein Blick des Zahnarztes in den Mund genügt meistens schon, um die Gewissheit zu haben: MIH oder nicht.

Die Landeszahnärztekammer Nordrhein empfiehlt, im Alter von 6 Jahren mit dem Kind zur Kontrolle in die Praxis zu kommen. Dann brechen in der Regel die ersten bleibenden Backenzähne durch.

Der Zahnschmelz ist das härteste Material des Körpers. Er besteht aus winzigen kleinen Fasern, die 50 Millionstel Millimeter dick sind. Seine Aufgabe: Temperaturschwankungen ausgleichen und den Zahn vor Bakterien schützen. Mehr dazu in unserem Beitrag: Der Zahnschmelz: Härter als Eisen und doch empfindlich!

Die Ursache für MIH kann in der Schwangerschaft liegen

Warum die jungen Kinderzähne bröckeln, ist unklar. Vermutet wird, dass die Erkrankung durch ein Zusammenwirken mehrerer Faktoren entsteht.

Mögliche Ursachen der Molaren Inzisiven Hypomineralisation

  • Probleme im letzten Teil der Schwangerschaft, Atemwegserkrankungen sowie Medikamenteneinnahmen sollen MIH begünstigen. Fest steht jedoch wohl, dass der Zahnschmelzdefekt nicht in den Genen liegt.
  • Im Verdacht stehen Umweltgifte (Dioxine), die über die Muttermilch in den Körper des Kindes gelangen und dort die Zellen schädigen, die für die Schmelzbildung zuständig sind.
  • Auch der Weichmacher Bisphenol A steht im Verdacht, an der Entstehung von MIH mitzuwirken. Seit 2011 ist  er in Babyflaschen verboten.

Oft wird MIH mit anderen Schädigungen des Zahnschmelzes verwechselt. So sind bei der Milchmolaren-Hypermineralisation nur die Milchzähne von den Schädigungen des Zahnschmelz betroffen, bei der Amelogenesis imperfecta leiden sowohl die Milch- als auch die bleibenden Zähne an dem porösen Zahnschmelz. Bei der Dentalfluorose hingegen liegt die Ursache der Zahnschmelzschäden in einer Überdosierung mit Fluorid.

MIH-Therapie: Fissurenversiegelung und Fluorid als Schutz vor Karies

MIH ist unheilbar. Das bedeutet aber nicht, dass Zahnärzte und Eltern hilflos zusehen müssen, wie die Kinderzähne allmählich zerbröckeln.

MIH-Therapie – Die Möglichkeiten

  • Bei leichteren Defekten kann der Profi in der Praxis den Zahn mit einer Fissurenversiegelung und einem speziellen Fluoridlack vor weiteren Schäden schützen.
  • Wenn der Zahn bereits an Substanz verloren hat, kommt auch eine Füllung in Frage. Bei großen Defekten ist häufig eine Überkronung sinnvoll, um den Zahn vor äußeren Reizen zu schützen.
  • Im schlimmsten Fall muss der kranke Zahn gezogen werden und – in Absprache mit dem Kieferorthopäden – sinnvoll ersetzt werden. Das ist aber die absolute Ausnahme. In der Regel können die Kinderzähne gerettet werden.

Wichtig! Die Zähne mit einer fluoridhaltigen Zahnpasta putzen. Fluoride stärken den Zahnschmelz und machen ihn widerstandsfähiger gegen Kariesbaktieren. Mehr zur Wirkung von Fluoriden: Fluoride als Kariesschutz: Das sollten Sie wissen! 

Wenn der Zahnschmelz als Bodyguard der Zähne versagt, müssen andere die Kinderzähne schützen. Holen Sie sich Unterstützung von Ihrem Zahnarzt – je früher, desto besser.