Schneekette, Stahlgebiss, Stoßstange: Wer als Kind eine feste Zahnspange getragen hat, kennt die Spitznamen für die Metalldrähte zur Korrektur von Zahnfehlstellungen. Heute können die damals Verspotteten darüber lachen – mit geraden und gesunden Zähnen. Zahnfehlstellungen lassen sich am besten im Kindes- und Jugendalter korrigieren. Doch auch im Erwachsenenalter ist es nicht zu spät für gerade Zähne.

Mit etwa drei Jahren zum Kieferorthopäden

Nicht immer läuft in unserem Gebiss alles so, wie wir uns das wünschen. Zähne und Kiefer können aus der Spur geraten und schief wachsen. Gründe dafür gibt es viele (Beispiele):

  • Krankheiten und Unfälle,
  • zu häufiges Daumenlutschen,
  • ein frühzeitiger Verlust von Milchzähnen,
  • erblich bedingte Faktoren.

Der Gang zum Kieferorthopäden mit etwa drei Jahren ist deshalb sinnvoll. Der Facharzt erkennt Fehlentwicklungen frühzeitig und verhindert sie.

„Zwar beginnt eine kieferorthopädische Behandlung in der Regel erst mit acht oder neun Jahren – während des Zahnwechsels und vor Abschluss des Kieferknochen-Wachstums. Frühzeitig erkannten Fehlstellungen kann jedoch häufig bereits mit spielerischen Muskelübungen, einfachen Maßnahmen wie Mundvorhofplatten oder einfachen herausnehmbaren Zahnspangen entgegen gewirkt werden.“ Berufsverband der Deutschen Kieferorthopäden e.V. (BDK)

Zahnfehlstellungen sollten immer behoben werden

Schiefe Zähne und ein nicht optimal gewachsener Kiefer können die Lebensqualität und die Gesundheit beeinflussen. Beispiel Zahnpflege: Die Zahnbürste kommt nicht an die wirklich wichtigen Stellen, um für saubere Verhältnisse zu sorgen. Die unregelmäßig gewachsenen Zähne machen eine gute Reinigung unmöglich.

Karies und andere Erkrankungen haben leichtes Spiel. Besonders für Erwachsene ist ein gepflegtes und gesundes Gebiss jedoch wichtig. Ein strahlendes Lächeln wirkt schließlich attraktiv und erfolgreich.

Doch nicht nur die Optik spielt eine Rolle. Besonders Fehlstellungen am Kiefer können das Leben schmerzhaft werden lassen. Eine Fehlbisslage zum Beispiel kann den gesamten Körper aus dem Lot bringen und zu extremen Spannungsschmerzen im Rücken, Nacken und den Schultern führen.

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Zahnfehlstellungen lassen sich gut korrigieren

Wer als Kind nicht beim Kieferorthopäden vorstellig geworden ist, sollte das im Erwachsenenalter nachholen. Zahnfehlstellungen lassen sich auch noch später erfolgreich korrigieren. Bei einem nicht richtig entwickelten Kiefer wird es jedoch schwieriger, weil der Kieferorthopäde zur Korrektur das natürliche Knochenwachstum nutzt. Das hat beim Erwachsenen logischerweise bereits aufgehört.

„Bei Erwachsenen können Kieferfehlstellungen mit einer kieferorthopädisch-kieferchirurgischen Kombinationsbehandlung therapiert werden. Zuvor müssen Zahnfehlstellungen der zu behandelnden Kiefer begradigt werden.“ Berufsverband der Deutschen Kieferorthopäden e.V. (BDK)

Herausnehmbare oder festsitzende Lösungen

Um schiefe Zähne bei Erwachsenen wieder in die Spur zu bringen, nutzt der Kieferorthopäde herausnehmbare oder festsitzende Zahnspangen.

Hier einige Beispiele:

  • Brackets
  • selbstligierende Brackets
  • Lingualbrackets
  • herausnehmbare Zahnspangen (Schienen)

Die sogenannten Brackets werden dazu auf der Zahnoberfläche befestigt und in den meisten Fällen mit Drähten verbunden. Es gibt auch selbstligierende Brackets, die ohne Draht auskommen. Ästhetisch sind vor allem Brackets aus Keramik, weil sie zahnfarben sind und kaum auffallen.

Auch die sogenannten Lingualbrackets punkten mit Ästhetik. Sie werden auf der Innenseite der Zähne befestigt und sind daher für Erwachsene eine beliebte Lösung.

Die herausnehmbare Variante bieten zum Beispiel Unternehmen wie Invisalign Go und Orthos an. Durch das Tragen der transparenten Schienen werden die Zähne über Monate oder Jahre hinweg durch einen leichten Druck in die richtige Position gebracht. Bei Bedarf kann der Träger die Schiene einfach herausnehmen, zum Beispiel vor einem wichtigen Gespräch.

Korrektur kann mehrere Jahre dauern

Bei der Korrektur von Fehlstellungen im Erwachsenenalter ist Geduld gefragt. Es kann mehrere Jahre dauern, bis die Zähne endlich in Reih und Glied stehen. Damit die Zähne nach der Therapie mit einer festsitzenden Zahnspange nicht wieder in die Ausgangsposition zurückwandern, muss der Betroffene anschließend oft noch eine herausnehmbare Spange tragen. In der sogenannten Retentionszeit ist außerdem ein regelmäßiger Besuch beim Kieferorthopäden Pflicht.

Häufige Gründe für eine kieferorthopädische Behandlung bei Erwachsenen:

  • Korrektur von eng oder schief stehenden Zähnen zur Reduzierung des Karies- und Parodontitisrisikos.
  • Korrektur von Front- oder Seitenzähnen zur Optimierung von Kaufunktion und Aussehen.
  • Aufrichtung gekippter Zähne zur Verbesserung der prothetischen Versorgung.

Es lohnt sich also, möglichst früh seinen Kieferorthopäden und Zahnarzt auf die Zähne schauen zu lassen – auch finanziell. Bis zum 18. Lebensjahr übernimmt die Krankenkasse die Kosten für eine Behandlung, wenn der Schweregrad der Fehlstellung in der kieferorthopädischen Indikationsgruppe höher als drei liegt. Erwachsene müssen die Behandlung in der Regel selber zahlen.

Attraktive Lösungen für die festsitzende Zahnspange

Dann doch lieber als Kind eine Zahnspange im Mund tragen. Wobei: Die Zeiten der hässlichen Metalldrähte sind ja längst vorüber. Es gibt mittlerweile attraktive Modelle mit bunten Brackets, die alle drei bis vier Wochen ausgetauscht werden können. Die meisten Kinder stört die Zahnspange deshalb gar nicht mehr. Noch ein Grund mehr, bereits früh den Kieferorthopäden mit ins Boot zu holen.

mann mit zahnspange und lupe vor dem mund