Auf einmal ist das Zähnchen da. Mit dem Zeitpunkt für die Zahnpremiere ist es wie mit allem anderen, wenn man Kinder hat: Es kommt sowieso anders als gedacht. Besser also, wenn Eltern auf das Zahnen vorbereitet sind. Hier sind 10 häufige Fragen und 10 Antworten rund um die ersten Zähne im Kindermund.
Wann kommen die ersten Zähnchen?
Generell sollten Eltern ab dem 6. Lebensmonat ihres Sprösslings mit dem ersten Milchzahn rechnen. Mal dauert es nicht so lange, mal lassen sich die Zähne länger Zeit. Wenn das Kind mit einem Jahr immer noch zahnlos ist, sollte der Zahnarzt lieber einmal draufschauen.
Welche Zähne kommen als erste?
Die mittleren Schneidezähne im Unterkiefer zeigen sich meistens als erste. Danach gesellen sich an gleicher Stelle im Oberkiefer die nächsten zwei hinzu, bevor die seitlichen Schneidezähne durchbrechen. Die Backen- und Eckzähne sind als letztes dran. Erst mit etwa drei Jahren ist das Milchgebiss mit 20 Zähnen komplett.
Reihenfolge des Zahnens:
- 6 Monate: Mittlere Milchschneidezähne
- 9 Monate: Seitliche Milchschneidezähne
- 18 Monate: Erster Milchbackenzahn
- 18 Monate bis 2 Jahre: Milcheckzähne, zweiter Milchbackenzahn
- 3 Jahre: Milchzähne komplett sichtbar
Einfach mal schauen, wann welches Zähnchen kommt? Dann klicken Sie sich bei der Initiative proDente e. V. rein: Milchzahngebiss – interaktive Grafik
Was sind typische Symptome beim Zahnen?
Es ist ja nicht so, als wären die Nächte mit Kleinkindern von Ruhe und Erholsamkeit geprägt. Doch mit einem zahnenden Kind in der Familie ist an Schlaf – auf beiden Seiten – kaum zu denken.
Das sind typische Symptome beim Zahnen:
- Das Baby schläft unruhig und schreit häufiger.
- Das Zahnfleisch ist geschwollen und gerötet.
- Das Baby steckt die eigene Hand oder Gegenstände in den Mund.
- Die Wangen des Kindes sind gerötet und warm.
- Das Baby hat einen roten und oft wunden Popo – auch Durchfall kommt häufiger vor.
- Das Baby sucht noch mehr Körperkontakt als üblich.
- Das Kleinkind hat weniger Appetit.
Bei manchen Kindern verläuft das Zahnen völlig stressfrei. Dann wundern sich die Eltern, dass auf einmal ein kleines Zähnchen aus dem Zahnfleisch schaut. Für andere hingegen ist das Zahnen eine Durststrecke mit wenig Schlaf und viel Geschrei. Hier heißt es Geduld bewahren und das Kind so gut es geht unterstützen.
Wie kann ich meinem Kind beim Zahnen helfen?
Das Zahnen muss das Kind nicht alleine durchstehen. In der ungewohnten Situation hilft viel kuscheln gegen die Angst und den Ärger über die nicht enden wollenden Schmerzen. Kinderzahnärztin Meike Wenzlaw von den Zahnärzten im Wengentor aus Ulm hat dazu einige praktische Tipps für die Eltern:
- Kauen lindert durch Gegendruck das Spannungsgefühl: Lassen Sie Ihr Baby auf einem gekühlten Beißring, einem Stück Brotrinde oder auf gekühlten Karotten- oder Apfelstücken herum kauen
- Massage des Zahnfleisches: geeignet sind spezielle Fingerlinge mit Noppen
- Salbei- oder Kamillentee
- homöopathische Zahnungsglobuli
- Zahnungsgels mit Lokalanästhetika: Bei starken Schmerzen (KEIN Dauergebrauch!) kann ein Zahnungsgel mit schmerzstillender und entzündungshemmender Wirkung aufgetragen werden.
- Vorsicht bei Bernsteinketten: Die schmerzlindernde Wirkung beim Zahnen ist nicht wissenschaftlich belegt. Bernsteinketten können zudem eine Gefahrenquelle darstellen, wenn das Kind die Kettenelemente verschluckt oder sich damit stranguliert.
Warum hat mein Kind Fieber beim Zahnen?
Nicht selten begleitet Fieber den Durchbruch der ersten Zähnchen. Doch in der Regel ist die erhöhte Temperatur ungefährlich für das Kind. Fieber kann den Zahnungsprozess sogar noch beschleunigen, indem es den Stoffwechselprozess im Körper ankurbelt. Milchzähne, die kurz vor dem Durchbruch standen, bekommen dann oft einen regelrechten Schub.
Warum kann dauerhaftes Lutschen am Daumen oder am Schnuller den Milchzähnen schaden?
Dauerhaftes Nuckeln am Schnuller oder Daumen kann zu Zahnfehlstellungen führen. Experten sprechen vom sogenannten lutschoffenen Biss, wenn die oberen und unteren Schneidezähne keinen Kontakt mehr haben und sich die Zunge zwischen die Zahnreihen nach vorne schieben kann.
Die Bundeszahnärztekammer schreibt dazu: „Um Zungenfehlfunktionen (einem falschen „Schluckmuster“) und Zahnfehlstellungen vorzubeugen, sollte das Nuckeln am Schnuller bis zum 2. Geburtstag beendet sein.“
Warum sind gesunde Milchzähne so wichtig?
Das junge Gebiss braucht Pflege, denn die Milchzähne sind wichtige Platzhalter für die bleibenden Zähne. Fallen die ersten Zähnchen zu früh aus, kann sich der Kieferknochen an der Stelle nicht richtig entwickeln. Zahnfehlstellungen sind die Folge. Das kann später richtig teuer werden, wenn der Kieferorthopäde die schiefen Zähne aufwendig korrigieren muss.
Wie pflege ich die ersten Zähnchen?
Mit dem ersten Milchzahn beginnt für Eltern und Kind das Kapitel Zahnpflege. Nur so lässt sich Karies dauerhaft verhindern. Anfangs eignet sich dafür eine Fingerzahnbürste, die sich einfach über die Fingerkuppe stülpen lässt.
Information der Zahnärztekammer Nordrhein: Frühkindliche Karies ist die häufigste chronische Erkrankung im Vorschulalter und kann zu massiver Gebisszerstörung führen.
Später ist dann eine spezielle Kinderzahnbürste mit weichen Borsten sinnvoll. Zusätzlich mit einer Kinderzahnpasta ausgestattet, steht gesunden Kinderzähnen nichts mehr im Weg.
Warum ist Fluorid wichtig für die Milchzähne?
Das Thema Fluoride wird in den Medien und bei vielen Eltern heiß diskutiert. Fakt ist, dass Fluoride den Zahnschmelz stärken, der bei Milchzähnen noch nicht so dick ist wie bei den bleibenden Zähnen. Der wichtige Mineralstoff legt sich wie ein Schutzmantel über die Zähne und unterstützt sie bei der Remineralisierung. Das ist wichtig, um das Kariesrisiko nach Säureattacken durch Süßigkeiten, Obst oder saure Getränke gering zu halten. Wer sich unsicher ist, sollte seinen Zahnarzt nach dem Sinn von Fluoriden in der Zahnpasta fragen.
Mehr zum Thema: Fluoride in der Zahnpasta: Unbedenklich und wichtig!
Wie kann der Zahnarzt Eltern helfen?
Mit dem Durchbruch des ersten Zähnchens ist es Zeit für die Premiere beim Zahnarzt. Der Profi in der Praxis sollte möglichst früh mit ins Boot geholt werden, damit bei der Zahnentwicklung nichts schief läuft.
Der erste Zahnarztbesuch verläuft meistens sehr unkompliziert. Es geht generell erst einmal darum, das Kind und die Eltern kennenzulernen. Nach einem kurzen Blick auf die kleinen Beißerchen ist die Untersuchung dann auch schon vorbei. Der Zahnarzt kann außerdem wichtige Tipps zur Pflege der Milchzähne geben.
Es gibt keine Anleitung für die Phase des Zahnens. Wohl niemand wird ohne Geschrei und kurze Nächte davonkommen. Doch mit dem einen oder anderen Tipp lässt sich der Stress vielleicht etwas verringern – für Eltern und Kinder.