Seit Anfang November befindet sich Deutschland im “Lockdown Light”. Das Gebot der Stunde: Kontakte reduzieren, wann und wo immer es möglich ist. Viele Menschen sind verunsichert und fragen sich: Was ist mit der anstehenden Zahnbehandlung? Wie sicher ist der Besuch in der Zahnarztpraxis und kann ich auch behandelt werden, wenn ich mit dem Corona-Virus infiziert bin? Wir erklären Ihnen alles, was Sie über Ihren Zahnarztbesuch in Corona-Zeiten wissen müssen.

Frau mit Maske in der Straßenbahn. Artikel zu Corona in der Zahnarztpraxis von Information Mundgesundheit.
Foto: ©Oleksii Boiko

Das Wichtigste auf einen Blick

  • Immer mehr Menschen stecken sich aktuell mit dem Corona-Virus an.
  • Wer aus Angst vor Corona auf notwendige Zahn-Behandlungen verzichtet, öffnet Tür und Tor für Erreger, die in die Blutbahn gelangen und das Immunsystem schwächen können.
  • So ist der Patient anfälliger für Infektionen – unter anderem mit SARS-CoV2 – die dadurch auch schwerwiegender verlaufen können.
  • Zahnärzte und Teams sind Experten für Hygiene und waren dies auch schon vor Corona-Zeiten.
  • Laut einer aktuellen Studie aus den USA ist das Infektionsrisiko in Zahnarztpraxen verschwindend gering.
  • Die Praxen haben wirksame Maßnahmen zu ihrer eigenen Sicherheit und zur Sicherheit der Patienten ergriffen.
  • Die Zahnarztpraxis ist und bleibt ein sehr sicherer Ort.
  • Wer sich mit COVID-19 infiziert hat, erhält in jedem Fall notwendige Behandlungen.
  • Nach Rücksprache mit Ihrem behandelnden Arzt werden Sie in Ihrer Zahnarztpraxis oder einer Notfalleinrichtung nach den aktuellen Hygienevorgaben effektiv behandelt.

Kontakte in Corona-Zeiten auf das Nötigste beschränken - wichtige Zahnbehandlungen durchführen

Ein Blick auf die Infektionszahlen zeigt: immer mehr Menschen stecken sich deutschland- und weltweit mit dem Corona-Virus an – Tendenz steigend. Wissenschaftler empfehlen daher dringend, Kontakte im Alltag zu reduzieren. Vielen Menschen fällt es dabei schwer zu entscheiden, welche Vorhaben warten können.

Das gilt auch für den nächsten Zahnarzttermin: muss dieser unbedingt jetzt stattfinden oder reicht es eventuell, die Behandlung im Frühjahr durchzuführen?

Hier wird der Zahnarzt gemeinsam mit den Patientinnen und Patienten die richtige Entscheidung treffen. Eins ist aber sicher: Wer auf notwendige Behandlungen und Vorsorgemaßnahmen verzichtet, setzt seine Gesundheit weiteren Risiken aus.

Die Zahnmedizin als Partner im Kampf gegen das Corona-Virus

Der Erreger SARS-CoV-2 löst eine schwerwiegende akute Atemwegserkrankung aus, die als COVID-19 („Corona“) bezeichnet wird. Er wird vor allem durch Tröpfcheninfektion und über Aerosole übertragen. Besonders leicht hat es dieses Virus, wenn unser Immunsystem geschwächt ist.

  • Sie haben Zahnschmerzen?
  • Sie leiden unter einer Parodontitis und müssen behandelt werden?
  • Ihre nächste Prophylaxe mit professioneller Zahnreinigung steht im Kalender?

Dann sprechen Sie mit Ihrer Zahnärztin oder Ihrem Zahnarzt und erfahren Sie, warum Sie diese Behandlungen wahrnehmen sollten. Denn auch hier geht es um Ihr Immunsystem.

Parodontitis, Gingivitis: Entzündungen im Mund schwächen das Immunsystem

Entzündungen im Mund werden in der Regel von Bakterien und Keimen ausgelöst. Dies gilt vor allem für die weitverbreitete chronische bakterielle Zahnbettentzündung (Parodontitis) und die bakteriell verursachte Zahnfleischentzündung (Gingivitis).

Nehmen die Bakterien im Mund Überhand, ist das geschwächte Immunsystem nicht mehr in der Lage, eindringende Krankheitserreger effektiv zu bekämpfen. Das Risiko einer Corona-Infektion steigt.

Boxhandschuh kommt aus Virusgrafik - es geht um das Immunsystem in Corona-Zeiten
Foto: ©wildpixel

Immunsystem nimmt Schlüsselrolle ein

Das Immunsystem ist entscheidend bei den Fragen: Wie geht der Organismus mit Viren um und wie hoch ist das Risiko einer Corona-Infektion? Es spielt aber auch eine große Rolle bei der Schwere einer Infektion.

Eine zu Beginn der Pandemie in Europa durchgeführte Studie aus Ischgl, einem Corona-Hotspot der ersten Tage, zeigt: 85 % der Betroffenen waren symptomfrei, weil ihr Immunsystem wohl intakt war. Für den Verlauf und die Schwere der Infektion ist das Immunsystem demnach von entscheidender Bedeutung.

Im Klartext: gerade wenn Sie sich vor Corona schützen wollen, ist es wichtig, auf Ihre Mundgesundheit zu achten und notwendige Vorsorge- und Behandlungstermine wahrzunehmen. Dies gilt umso mehr als Ihr Zahnarztbesuch – auch in diesen Tagen – eine sehr sichere Angelegenheit bleibt.

Eine hundertprozentige Sicherheit vor einer Ansteckung mit dem Corona-Virus kann Ihnen niemand bieten. Allerdings ist die Zahnarztpraxis aktuell einer der sichersten Orte, an denen Sie sich aufhalten können.

Aktuelle US-Studie: Corona-Infektionen in der Zahnarztpraxis bei unter 1 %

Dass die aktuellen Schutzmaßnahmen in der Zahnarztpraxis effektiv sind, zeigt eine Erhebung unter Zahnärzten in den USA aus dem Juni 2020. Im Vergleich mit anderen medizinischen Berufsgruppen lag das Infektionsrisiko bei den 2200 Zahnärzt*Innen innerhalb der Studiengruppe bei unter einem Prozent.

Nach der Studie zu urteilen bewirken die verschärften Hygienebestimmungen seit Beginn der Corona-Pandemie also, was sie sollen – sie minimieren das Risiko für alle Beteiligten.

Notwendige Behandlungen können Sie also ruhigen Gewissens in der Zahnarztpraxis Ihres Vertrauens durchführen lassen.

Coronaschriftzug auf US-Flagge. Studie in amerikanischen Zahnarztpraxen.
Foto: ©Kameleon007

Zahnbehandlung? Schon immer mit Hygiene und Sicherheit

Schon vor Corona-Zeiten wurde in Zahnarztpraxen verstärkt auf Hygiene geachtet. Auch wenn es für eine Übertragung von COVID-19 in der Zahnmedizin bisher keinen Nachweis gibt, haben die Praxen allerorts auf die steigenden Anforderungen aufgrund von Corona reagiert.

  • Sie verzichten nach Möglichkeit auf Behandlungen mit Aerosolbildung (etwa mit Ultraschall, Turbinen oder Pulverstrahlgeräten).
  • Falls dies zur Kühlung ausnahmsweise erforderlich ist, werden zusätzliche Schutzmaßnahmen ergriffen, etwa indem der Sprühnebel effektiv abgesaugt wird.
  • Die Räume werden regelmäßig gelüftet.
  • Ärzte und Mitarbeiter tragen Schutzkleidung, also beispielsweise Handschuhe, einen Mund-Nasen-Schutz und eine Schutzbrille.
  • Die Besucherzahl wird reduziert.
  • Begleitpersonen für erwachsene Patienten sind nur in Ausnahmefällen zulässig.
  • Es wird verstärkt auf die Einhaltung des Mindestabstands (auch an der Rezeption) geachtet.
  • Vermeidbare körperliche Kontakte, wie zum Beispiel das Händeschütteln, finden nicht statt.
  • Sowohl die medizinischen Geräte als auch alle Bereiche, die regelmäßig berührt werden (wie Türklinken), werden regelmäßig desinfiziert.
  • Arzt und Mitarbeiter werden immer wieder auf Corona getestet.
  • Die Mitarbeiter werden aufgeklärt, dass sie bei den ersten typischen Krankheitsanzeichen zu Hause bleiben müssen.
  • Die Patienten werden nach dem Auftreten von Krankheitssymptomen, auch bei Personen im näheren Umfeld, befragt.

Warum Sie sich auch mit Corona(-verdacht) behandeln lassen sollten

Wenn Sie akut eine Behandlung benötigen, sind Sie ein Notfall-Patient, der behandelt werden muss. Unabhängig davon, ob Sie (eventuell) Corona haben oder nicht. Dies bedeutet aber nicht, dass Sie ohne Weiteres Ihre Praxis aufsuchen können.

Falls Sie als (mutmaßlicher) Corona-Infizierter eine zahnmedizinische Behandlung dringend benötigen, gehen Sie bitte wie folgt vor:

  • Rufen Sie bei Ihrem Zahnarzt an und klären Sie das weitere Vorgehen mit ihm ab.
  • Wenn er dies für möglich hält, wird er Ihnen eventuell raten, 14 Tage mit Schmerzmitteln und / oder Antibiotika zu überbrücken und Sie erst zu behandeln, wenn Sie nicht mehr ansteckend sind.
  • Sollten Sie in Ihrer Praxis nicht behandelt werden können, stehen zahnmedizinische Corona-Ambulanzen, Kliniken oder Schwerpunktpraxen für die Notfallbehandlung von COVID-19 infizierten Patienten zur Verfügung.
  • Für den Fall, dass Sie Ihren Zahnarzt nicht erreichen können, wenden Sie sich bitte unmittelbar an die Hotline der jeweiligen Kassenzahnärztlichen Vereinigung, die Ihnen eine Notfallbehandlung vermitteln wird.

Die Zahnarztpraxen in Deutschland sind auf die Behandlung von Covid-19-Patienten gut vorbereitet. Sie bieten zur umfassenden Standardhygiene weitere Schutzmaßnahmen, wie beispielsweise:

  • Die Mundhöhle wird mit antiviralen Lösungen gespült.
  • Der zu behandelnde Zahn wird mit einem speziellen Kunststoff von der Mundhöhle abgeschirmt. Der sogenannte Kofferdam wirkt als Barriere gegen Krankheitserreger.
  • Das Team in der Zahnarztpraxis legt eine spezielle Schutzausrüstung an, wie einen Seitenschutz für die Schutzbrille, einen langärmligen extrem dichten Schutzkittel, eine Kopfhaube, eventuell Füßlinge sowie eine FFP2- oder FFP3-Maske statt des chirurgischen Mund-Nasen-Schutzes sowie Schutzhandschuhe mit längeren Stulpen.
  • Corona-Patienten werden von anderen Patienten räumlich getrennt und außerhalb der normalen Sprechstunde behandelt.

Gerade als (mutmaßlicher) COVID-19-Patient ist es wichtig, notwendige Behandlungen nicht anstehen zu lassen, um Ihr ohnehin schwaches Immunsystem nicht noch weiter zu schwächen. Trauen Sie sich, die Notfalleinrichtungen in Anspruch zu nehmen, die eigens für Patienten wie Sie eingerichtet wurden.

Fazit: In Corona-Zeiten ist die Behandlung in der Zahnarztpraxis wichtig und sicher

Auch in Zeiten von Corona bleibt Ihre Zahnarztpraxis ein sicherer Ort: als Experte für Hygiene wird Ihr Zahnarzt alles dafür tun, notwendige Behandlungen so sicher wie möglich durchzuführen. Wer notwendige Behandlungen aussetzt, läuft Gefahr, dass Infektionen im Mundbereich außer Kontrolle geraten, sodass das Immunsystem weiter geschwächt wird. Zusätzlichen Infektionen, etwa mit dem Corona-Virus, die dann auch entsprechend schwerwiegender verlaufen können, wird Tür und Tor geöffnet. Wer (mutmaßlich) bereits an Corona erkrankt ist und dringend eine Behandlung benötigt, wird diese auf jeden Fall erhalten.

Der zahnmedizinische Fachbeirat von information-mundgesundheit.de

Dieser Artikel wurde von der Information-Mundgesundheit Redaktion nach bestem Wissen und Gewissen recherchiert und erstellt. Die Informationen ersetzen in keiner Weise den zahnärztlichen Rat und den Besuch in der Zahnarztpraxis. Die Redaktion wird unterstützt von unserem zahnmedizinischen Fachbeirat, der unsere Artikel, sofern es aktuell möglich ist, fachlich prüft. ⏩ Der Fachbeirat von Information-Mundgesundheit