Lust auf saure Gurken nach Mitternacht, unerklärliche Weinanfälle nach Liebesfilmen und das große Bedürfnis nach Wärme und Nähe trotz tropischer Temperaturen. Hier gibt es keinen Zweifel: Die Frau ist schwanger! Jetzt gilt es, sich gut auf das Leben mit Kind vorzubereiten. Dazu zählt auch der rechtzeitige Besuch in der Zahnarztpraxis. Wir erklären, warum die Prophylaxe in der Schwangerschaft wichtig ist!
Das Wichtigste auf einen Blick:
- Werdende Mütter sollten möglichst früh einen Termin zur Kontrolle in der Praxis vereinbaren.
- Es bietet sich jeweils ein Termin zu Beginn der Schwangerschaft und im zweiten Drittel an. Zu diesem Zeitpunkt fällt das Liegen auf dem Rücken noch leicht und die Übelkeit hat etwas nachgelassen.
- Das Zahnfleisch ist durch das Hormonchaos häufig stärker durchblutet und dadurch anfälliger für Entzündungen.
- Eine Parodontitis kann das Risiko für Frühgeburten erhöhen, wenn die chronische Entzündung nicht rechtzeitig behandelt wird.
- Auch für den Vater ist die Prophylaxe beim Zahnarzt wichtig, um das Kariesrisiko zu senken. Denn durch Speichel kann er das Kind mit Kariesbakterien anstecken.
Das sind die besten Zeitpunkte für die Vorsorge
In der Schwangerschaft herrschen besondere Umstände. Das gilt auch für den Mund! Deshalb sollten werdende Mütter die Prophylaxe beim Zahnarzt Ihres Vertrauens wahrnehmen. Es fällt sicher nicht leicht, neben den Vorbereitungen auf das Eltern-Dasein auch noch an die eigenen Zähne zu denken. Doch es lohnt sich!
Denn nach dem Prophylaxetermin – und der Gewissheit “alles ok im Mund” – kann die Mutter diesen Punkt schon einmal von der To-Do-Liste abhaken und für die weiteren Monate eine ruhige Kugel schieben.
Zwei Termine während der Schwangerschaft:
- 1. Termin zu Beginn der Schwangerschaft:
Mit einer professionellen Zahnreinigung entfernt die Prophylaxemitarbeiterin schädlichen Zahnbelag und legt den Grundstein für eine Schwangerschaft mit gesunden Zähnen. Auch Karieslöcher lassen sich zu diesem Zeitpunkt noch ohne Probleme entfernen. Wenn Sie unter starkem Würgereiz leiden, teilen Sie das den Profis in der Praxis mit. Dann planen sie die Behandlung so ein, dass es für Sie angenehm ist. - 2. Termin im zweiten Drittel der Schwangerschaft:
Beim zweiten Termin vergewissert sich der Zahnarzt, dass mit Ihren Zähnen alles in Ordnung ist und keine Entzündung vorliegt. In der Regel fällt es Ihnen zu diesem Zeitpunkt noch leicht, auf dem Rücken zu liegen, und die Übelkeit hat nachgelassen.
Sie können die besten Zeitpunkte für die Kontrolle in der Schwangerschaft aber natürlich auch individuell nach Ihrem persönlichen Empfinden mit dem Zahnarzt festlegen. Wichtig ist nur, dass Sie die Prophylaxe in Anspruch nehmen.
Deshalb braucht das Zahnfleisch in der Schwangerschaft besonders viel Pflege
Denn mit dem Bauch wächst auch die Gefahr für Erkrankungen an Zähnen und Zahnfleisch. Durch das Hormonchaos ist das Zahnfleisch stärker durchblutet und hin und wieder leicht angeschwollen. Bakterien haben leichtes Spiel, in die kleinen Räume zwischen Zahnfleisch und Zahn einzudringen und für eine Entzündung zu sorgen.
Der Zahnarzt erkennt beim Kontrolltermin in den ersten Wochen der Schwangerschaft, ob Zähne und Zahnfleisch der werdenden Mutter gesund sind. Fällt ihm hierbei etwas auf, kann er reagieren und eine beginnende Zahnfleischentzündung rechtzeitig behandeln. Dafür reinigt eine speziell ausgebildete Mitarbeiterin die Zähne mit professionellen Hilfsmitteln und entfernt schädlichen Zahnbelag.
Typische Symptome einer Zahnfleischentzündung sind:
- geschwollenes Zahnfleisch
- blutendes Zahnfleisch bei leichtem Druck
- leichter Mundgeruch
- stark rot gefärbtes Zahnfleisch
- bereits beginnender Zahnfleischrückgang
Parodontitis in der Schwangerschaft: Risiko für Mutter und Kind
Eine Zahnfleischentzündung ist ein Alarmsignal, das Sie – besonders als Schwangere – ernst nehmen sollten. Denn ohne professionelle Unterstützung entwickelt sich daraus eine chronische Entzündung, die den Zahnhalteapparat angreift. Die sogenannte Parodontitis steht im Verdacht das Risiko einer Frühgeburt in Verbindung mit einem geringen Geburtsgewicht des Kindes zu erhöhen.
In einer Studie der Europäischen Gesellschaft für Parodontitis (EFP) und der American Academy of Periodontology (AAP) stellten Wissenschaftler fest: Durch die Parodontitisbehandlung lassen sich Risiken für Geburtskomplikationen einschränken. Wird die Parodontitis nicht behandelt, steigt das Risiko für eine Frühgeburt oder ein untergewichtiges Baby.
Vorsicht, liebe Eltern: Karies ist ansteckend!
Während der Schwangerschaft bietet der Speiseplan der Mutter reichlich Abwechslung. Eben noch verlangte der Magen nach etwas Herzhaftem, wenig später gibt die Lust auf Süßigkeiten den Ton an. Die kulinarische Achterbahnfahrt schmeckt den Zähnen nur bedingt.
Besonders das häufige Naschen setzt der Mundgesundheit zu. Wenn die Mutter auch noch an Übelkeit leidet und häufiger erbricht, leiden die Zähne richtig. Die Magensäure schadet dem ohnehin schon strapazierten Zahnschmelz, der die Zähne unter anderem vor Kariesbakterien schützt. Die Vorsorge in der Zahnarztpraxis ist aber auch für den Papa Pflicht!
Denn Karies ist ansteckend. Die Bakterien können vom Mund der Eltern oder Verwandten in den Mund des Babys gelangen.
Tipps zur Vermeidung von Karies beim Kleinkind:
- nicht den Löffel oder Schnuller ablecken
- keine Fruchtsäfte in Nuckelflaschen füllen
- den Schnuller nicht in Honig tauchen
- nach dem Durchbruch des erstens Zahns zur Prophylaxe
Die Dentalhygienikerin gibt Tipps für die Zahnpflege in der Schwangerschaft
Aber was kann die werdende Mama selbst tun, um das Risiko für Zahnfleischentzündungen und Karies während der Schwangerschaft zu senken? Wir haben Dentalhygienikerin Ester Hoekstra von der Zahnarztpraxis Bertram in Leer gefragt. Sie ist selbst Mutter von zwei Kindern und unterstützt als Dentalhygienikerin schwangere Frauen bei der Zahnprophylaxe.
„Besonders wichtig ist die Vorsorge von Parodontitis. Die chronische Entzündung des Zahnbetts kann das Risiko einer Frühgeburt um das 7,5-fache erhöhen. Die Mutter riskiert mit schweren Parodontalerkrankungen Missbildungen oder ein sehr niedriges Geburtsgewicht beim Kind. Darüber hinaus kann Parodontitis auch die Fruchtbarkeit beeinträchtigen – bei Männern und Frauen. Deshalb, liebe werdenden Mamas: Nehmt blutendes Zahnfleisch nicht auf die leichte Schulter, sondern lasst es unbedingt vom Zahnarzt checken!“
Hier ein paar weitere Tipps der DH:
- Putzt Eure Zähne mindestens zweimal täglich und reinigt die Zwischenräume mit geeigneten Hilfsmitteln.
- Zusätzlich könnt Ihr täglich Ölziehen. Verwendet dafür am besten hochwertiges Kokosöl.
- Nehmt entzündungshemmende Nahrungsmittel wie Brokkoli und Kurkuma in Euren Speiseplan mit auf.
Mit diesem Wissen und den Tipps der DH kann die werdende Mama sicher sein, dass mit den Zähnen alles stimmt und die alte Weisheit „jedes Kind kostet einen Zahn“ getrost vergessen!