Viele vertrauen bei der Zahnpflege nicht nur auf die Bürste, sondern gurgeln und spülen zusätzlich. Mundspülungen gehören in deutschen Badezimmern fast schon zur Standardausstattung. Schließlich sollen die roten, grünen und blauen Wässerchen ja gut für die Zähne und das Zahnfleisch sein. Wir erklären, wann Mundspülungen wirklich etwas bringen und in welchen Fällen sie wenig sinnvoll sind. #FragDenZahnarzt

Mundspülungen sollen angeblich den Zahnbelag entfernen

Wer seine Yacht mit einer Mundspülung reinigt, hat die Werbebotschaft eines bekannten Herstellers falsch verstanden. Die Muscheln und Algen am Rumpf des Bootes stehen für den Zahnbelag auf unseren Zähnen.

Die Botschaft: Mundspülung rein, Zahnbelag weg! Ganz so einfach ist es dann aber doch nicht.

Mundspülungen alleine können Zahnbelag nicht entfernen. In Kombination mit der Zahnbürste und Hilfsmitteln wie Zahnseide und Zwischenraumbürsten sind die bunten Lösungen ein gutes Team gegen Plaque und schädliche Bakterien. Vor allem, wenn sie wichtige Mineralstoffe für die Zähne enthalten.

Zahnarzt Dr. Christian Scheytt aus Ulm: „Mundspülungen sind nur dann sinnvoll, wenn sie Fluorid enthalten und genau aus diesem Grund eingesetzt werden. Beispiel: Nach dem Genuss von säurehaltigen Getränken und Speisen und erhöhtem Risiko von Karies oder Erosionen. Reduzierter Speichelfluss könnte auch ein solcher Grund sein.“

Der Experten-Tipp: Spülen mit Fluorid

Die Bundeszahnärztekammer empfiehlt das tägliche Spülen mit Lösungen, die einen Fluoridanteil von 0,025 bis 0,05 Prozent haben. So könne das Kariesrisiko signifikant verringert werden. Kinder sollten erst ab dem Schulalter spülen, um ein Verschlucken der Lösung zu verhindern.

Info Fluoride: Der natürliche Schutz vor Karies

Frischer Atem überdeckt das wahre Problem

Ein angenehmer Nebeneffekt der Mundspülungen ist der frische Atem nach dem Gurgeln. Dafür sorgt der Anteil an Menthol oder Pfefferminz in den Lösungen. Doch wenn nicht das Knoblauchbaguette vom Vorabend schuld am Mundgeruch ist, sondern bakterielle Beläge, überdeckt die Mundspülung das eigentliche Problem nur. Wenn der frische Duft verflogen ist, kehrt der schlechte Atem wieder zurück.

Da hilft kein Mundwasser der Welt, sondern nur der Zahnarzt. Bakterielle Beläge können zu Entzündungen führen, die mehr Schaden anrichten als ein übel riechender Atem.

Info Mundgeruch: Wenn Bakterien für dicke Luft sorgen

Gegen Mundspülungen spricht nichts, wenn die Erwartungen an die bunten Lösungen nicht zu hochgesteckt werden. Gut geeignet sind sie als Ergänzung zu einem guten Pflegeprogramm mit

  • Zahnbürste
  • Zahnseide
  • Zwischenraumbürsten

Der Besuch in der Zahnarztpraxis ist aber immer noch die beste Vorsorge. Ihr Zahnarzt kann Ihnen sicher auch sagen, mit welcher Lösung Sie am besten gurgeln und spülen. Und wie steht es um mögliche Gefahren?

Zu Gesundheitsgefahren bei Mundwässern schreibt die Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung: Bisher sind, bei bestimmungsgemäßem Gebrauch, keine nennenswerten Schäden an Zähnen oder an der Gesundheit bekannt geworden. Die Stiftung Warentest sieht Mundwässer als eine gute Ergänzung zu einer sorgfältigen Mundhygiene an, betont aber: „Eine professionelle Mundhygiene (in der Zahnarztpraxis) ist absolut zu empfehlen. Das Geld ist sehr gut angelegt.“

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