Karius und Baktus jagen Kinderzähnen längst nicht mehr den Schrecken früherer Jahre ein. Immer weniger Kinder und Jugendliche in Deutschland leiden an Zahnschmerzen durch Karieslöcher in den Milchzähnen oder den bleibenden Zähnen. Doch bei den ganz Kleinen sieht die Sache anders aus. Frühkindliche Karies bei Kindern unter drei Jahren ist nach wie vor ein großes Problem. Wir klären auf zu Ursachen, Behandlung und Vorbeugung von Karies – auch bei Kleinkindern.
Woher kommen die Löcher – was ist eine Karies?
Karies ist eine Erkrankung der harten Zahnsubstanz. Zahnschmelz, Dentin und Zahnzement sind die härtesten Materialien des Körpers. Doch gegen die aggressiven Kariesbakterien sind sie machtlos. Haben sich die Bakterien einmal ihren Weg in das Innere des Zahns gebahnt, höhlen sie ihn allmählich von innen aus. Nicht umsonst bedeutet Karies im Lateinischen „Morschheit“.
Streptococcus mutans: Der streptococcus mutans ist eine Bakterienart, die hauptsächlich für die Entstehung von Karies verantwortlich ist. Jeder von uns hat ihn im Speichel. Die Höhe der Konzentration steht in Zusammenhang mit dem Kariesrisiko.
Besonders bei Kinderzähnen haben die Kariesbakterien leichtes Spiel. Der Zahnschmelz ist bei den Milchzähnen und den ersten bleibenden Zähnen noch nicht stabil genug, um den Bakterien Widerstand zu leisten. Erst etwa drei Jahre nach dem Durchbruch der Zähne kann er sie ausreichend schützen.
Wie entsteht Karies?
Bis ins 20. Jahrhundert glaubten noch einige Völker, ein Zahnwurm würde für Zahnschmerzen und Karieslöcher sorgen. Mittlerweile taugt das Märchen höchstens noch als Druckmittel, wenn das Kind mal wieder nicht die Zähne putzen möchte. Denn tatsächlich entsteht Karies vor allem durch eine schlechte Zahnpflege und eine zuckerhaltige Ernährung.
Säure ist die Gefahr – nicht Zucker
Aus Speiseresten und Mundschleimhautzellen bildet sich Plaque. In diesem Zahnbelag fühlen sich Kariesbakterien besonders wohl. Wenn wir etwas Süßes essen, verdauen sie den Zucker (Kohlenhydrate) zu Säure. Diese Säure greift den Zahnschmelz an und löst wichtige Mineralien aus dem Schutzmantel der Zähne. Die Folge: Die Zähne werden angreifbar!
Zunächst sind nur weiße Flecken zu sehen. Doch ohne Hilfe vom Zahnarzt oder eine bessere Mundpflege kann sich die Zahnfäule bis ins Innere des Zahns ausbreiten.
Hier lauert beispielsweise das Kariesrisiko bei Kindern:
- Nuckelflaschen mit zuckerhaltigen Getränken
- Schnuller in Honig tauchen
- Quetschies mit Obstbrei
Übrigens: Wenn Ihr Kind Probleme mit Karies hat, schieben Sie es nicht auf die schlechten Gene! Vererbt werden höchstens die schlechten Verhaltensmuster, die zu Karieslöchern führen.
MIH lässt Kinderzähne bröckeln
Ein großes Kariesrisiko entsteht auch durch die sogenannte Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation (MIH). Etwa 10% der Grundschulkinder in Deutschland sind von der Erkrankung der Zahnhartsubstanz betroffen. Die Zähne sind fleckig, porös und haben einen weniger widerstandsfähigen Zahnschmelz als gesunde Backenzähne. Dadurch sind sie nicht nur extrem temperaturempfindlich, sondern auch besonders anfällig für Kariesbakterien. Karies bei Kindern trotz Putzen ist also auch möglich!
Ist Karies ansteckend?
Die Mediziner streiten sich seit Jahren darüber, ob Karies eine Infektionskrankheit ist oder nicht. Fest steht: Im Mund eines Neugeborenen gibt es keine Kariesbakterien. Erst durch die Übertragung von Mama oder Papa gelangen diese Bakterien in die Mundhöhle – zusammen mit bis zu 1000 anderen Keimen.
„Mit Karies wird nur etwa eine Handvoll Keime (Anm. d. Red.) assoziiert, und auch die gehören zur physiologischen Flora der Mundhöhle und sind mit Zahngesundheit durchaus vereinbar. Karies entsteht nicht durch diese Keime, sondern durch unsere zu zuckerhaltige Fehl-Ernährung, die bestimmte Bakterien überhand nehmen lässt. Die europäische Gesellschaft für Kariesforschung ORCA hat dies im letzten Jahr auch anerkannt und betrachtet Karies nicht mehr als Infektionskrankheit.“ Quelle: Bundeszahnärztekammer
Wie Karies Kinderzähne ruiniert
Karies an den Milchzähnen kann die Gebissentwicklung gefährlich ausbremsen. Die Löcher tun nicht nur sehr weh, sondern schaden auch den bleibenden Zähnen. Die Milchzähne sind Platzhalter für die nachrückenden Zähne und sorgen außerdem für eine gesunde Entwicklung des Kiefers.
Fällt ein Milchzahn aus, kann sich der Kieferknochen an dieser Stelle nicht richtig ausbilden. Es fehlt ihm an Belastung. Kieferfehlstellungen und eine falsche Bisslage können die Folge sein. Spätestens im Jugendalter muss die Fehlentwicklung vom Kieferorthopäden aufwendig korrigiert werden. Das ist ungünstig: fürs Portemonnaie und die Gesundheit.
Wie lässt sich Karies verhindern?
Deshalb sollten Eltern unbedingt mit dem Durchbruch des ersten Zahns mit dem Putzen beginnen. Hier eignen sich spezielle Kinderzahnbürsten und eine fluoridhaltige Zahncreme. Bitte lassen Sie sich hierzu von den Experten in Ihrer Zahnarztpraxis beraten. Mindestens zweimal täglich sollten die Zähne gereinigt werden. Dazu empfiehlt sich ein Besuch beim Zahnarzt in den ersten Jahren, um die Entwicklung von Zähnen und Kiefer im Auge zu behalten.
Tipps für gesundes Naschen
Neben einer guten Zahnpflege sollte auch die Ernährung stimmen. Das Naschen kann und sollte nicht verboten werden. Es kommt eben auf die Menge an.
Hier sind einige Tipps für gesundes Naschen:
- Das Zahnmännchen kennzeichnet zuckerfreie Lebensmittel
- Konzentriert naschen – nicht über den Tag verteilt
- Nach dem Naschen einen zuckerfreien Kaugummi kauen
Auch die Fissurenversiegelung ist ein wirksamer Schutz vor Karies bei Kinderzähnen. Dabei trägt der Zahnarzt einen flüssigen Kunststoff auf die Backenzähne auf und schließt tiefe Rillen, in die sich Bakterien schnell einnisten können. Selbst wenn Karies den Zahn bereits angegriffen hat, hilft die Fissurenversiegelung.
Wie hat sich Karies bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen entwickelt?
Die Prophylaxe zeigt Wirkung: Immer weniger Kinder und Jugendliche leiden an Karies. Das zeigen auch die Ergebnisse der Fünften Deutschen Mundgesundheitsstudie (DMS V):
- Acht von zehn der 12-jährigen Kinder (81 Prozent) sind heute kariesfrei. Die Zahl der kariesfreien Gebisse hat sich in den Jahren von 1997 bis 2014 verdoppelt.
- Bei den jüngeren Erwachsenen (35- bis 44-Jährige) ist die Anzahl der Zähne mit Karieserfahrung seit 1997 um 30 Prozent zurückgegangen (4,9 Zähne).
- Nur noch halb so viele jüngere Erwachsene (35- bis 44-Jährige) weisen im Vergleich zum Jahr 1997 noch eine Karieserkrankung der Zahnwurzel auf.
Karies bei Kleinkindern ist ein Problem
Viele Eltern warten mit dem ersten Zahnarztbesuch jedoch immer noch zu lange. Der Spitzenverband Gesetzlicher Krankenkassen geht davon aus, dass im Schnitt nur jedes dritte Kind unter sechs Jahren zur Vorsorge geht. Die Folge: Frühkindliche Karies, von der besonders Kinder unter drei Jahren betroffen sind.
„Gegenwärtig gilt die frühkindliche Karies als häufigste chronische Erkrankung (fünfmal häufiger als Asthma, siebenmal häufiger als Heuschnupfen) im Vorschulalter und dominiert mit zum Teil massiver Gebisszerstörung des Gesamtkommen bei Kleinkindern“, schreibt die Zahnärztekammer Nordrhein.
Anzeichen für eine frühkindliche Karies:
- Zahnbelag
- Zahnfleischentzündungen
- Kreidig-weiße Veränderungen am Zahnschmelz
Zu langes Nuckeln erhöht Kariesrisiko
Vor allem zu häufiges Nuckeln zuckerhaltiger Getränke macht den kleinen Zähnen zu schaffen. Wenn die Eltern es dann mit dem Zähneputzen nicht so ernst meinen, sind das beste Voraussetzungen für die Kariesbakterien.
Um Kinderzähnen einen kariesfreien Start ins Leben zu ermöglichen, sollten Eltern mit dem Durchbruch des ersten Zahns den Besuch in der Zahnarztpraxis einplanen.
5 Zahn-Mythen, die nicht nur mit Karies zu tun haben
- Fluoride sind nicht wichtig! Fluoride stärken unsere Zähne und schützen zuverlässig vor Karies. Bereits im Kindesalter sollten die Zähne mit Fluorid versorgt werden. Das kann zum Beispiel mit einer speziellen Zahnpasta geschehen.
- Zwei Minuten Zähneputzen reicht! Wie lange die Zähne geputzt werden sollten, hängt von der individuellen Mundgesundheit ab. Eine pauschale Empfehlung gibt es nicht.
- Jedes Kind kostet einen Zahn! Durch den veränderten Hormonhaushalt sind Schwangere anfälliger für Entzündungen im Mund. Wenn die werdende Mutter aber rechtzeitig und regelmäßig zur Prophylaxe geht, übersteht sie die Schwangerschaft mit Sicherheit ohne Zahnverlust.
- Festes Schrubben bringt mehr! Wer sich feste über Zahnfleisch und Zähne schrubbt, riskiert bleibende Schäden. Power-Schrubber können Zahnfleisch und Zahnschmelz durch zu festes Aufdrücken verletzen. Tipps zur richtigen Putztechnik gibt’s in der Zahnarztpraxis.
- Die professionelle Zahnreinigung bringt nichts! Die Zahnpflege zu Hause reicht nicht aus, um dauerhaft gesund zu bleiben. Die PZR ist wichtig, um Bakterien auch dort zu entfernen, wo die Zahnbürste nicht hinkommt.
Wenn Sie mehr zum Schutz vor Karies bei Kinderzähnen erfahren möchten, sollten Sie in Ihrer Praxis nachfragen. Die Profis geben Ihnen gerne Tipps, wie Sie die Kariesbakterien im Mund Ihrer Kinder in den Griff bekommen. Der Zahnarzt und sein Team erklären kindgerecht, wie Karies am besten verhindert werden kann.
Übrigens: Sie kennen sicher das gelbe Heft, in dem die ärztlichen Vorsorgeuntersuchungen der Kinder dokumentiert werden. Seit Juli 2016 werden hier auch Verweise zu vertragszahnärztlichen Untersuchungen durch Ankreuzfelder dokumentiert. Quelle: KZBV
Ihre Seite ist furchtbar! Eine Beschuldigung der Eltern nach der anderen. Sei es die Schwangerschaft, die Zähne der Kinder, die Ansteckung, welche nur durch Mama oder Papa stattfindet. Es gäbe keine schlechte Veranlagung nur schlecht weitervererbte Verhaltensmuster.
Das einzige was sie damit erreichen,ist, dass diejenigen, die Hilfe suchen noch weniger Vertrauen in Zahnärzte haben. Denn trotz der Möglichkeit so viele unterschiedliche und günstige Mundhygieneartikel wie nie zuvor zu kaufen – und das werden sie, sonst würde der Markt nicht so volll sein damit, haben so viele Menschen Karies. Trotz Putzschulungen im Kindergarten, in der Schule, beim Zahnarzt kommt Karies so häufig vor. – Was wird denn da geschult? Vielleicht sollten sich Zahnärzte mal selbst bei der Nase nehmen und sich fragen, ob nicht auch Schulungen, Prophylaxebehandlungen doch nicht so wirksam sind, wie es hinausposaunt wird. Bevor sie solche herablassenden Schuldzuweisungen veröffentlichen, machen sie lieber ihre Hausaufgaben – ohne Dollarzeichen in den Augen.
Sehr geehrte Frau / Sehr geehrter Herr CWdz,
danke für Ihre ehrlichen Worte, die wir selbstverständlich respektieren, wenn wir sie auch in keiner Weise teilen.
Unser Anliegen ist in erster Linie die Aufklärung auf Basis umfassend recherchierter Fakten (das heißt nicht, dass wir jeder Expertenmeinung und jeder „Studie“ glauben schenken), da wir aus eigener Erfahrung und aufgrund vieler Gespräche und Treffen mit Zahnärzten um die Problematik wissen. Die Kenntnisse um die Zusammenhänge der Mundgesundheit und des Verhaltens im Alltag sind längst nicht so ausgeprägt, wie wir uns das alle wünschen.
Aber das ist unsere Meinung, die Sie natürlich nicht teilen müssen.
Bei allem Respekt, möchten wir aber einige Ihrer Aussagen so nicht stehen lassen: Bitte nennen Sie uns die Passagen, die aus Ihrer Sicht „beleidigend“ sind oder die Sie als „herablassende Schuldzuweisungen“ betrachten – gerne schauen wir uns den Text daraufhin noch einmal an und prüfen ihn auf Ihre Aussagen.
Inwieweit die Konzepte der Vorsorge in den Praxen greifen? Die Zahlen zur Kariesentwicklung sprechen eher dafür, aber hier ist natürlich jeder Zahnarzt selbst verantwortlich. Vielleicht sind ja gerade auch die vielen Mundhygieneartikel mit verantwortlich, die mit Werbebotschaften einen Gesundheitseffekt versprechen, der so nicht immer haltbar ist (niemand kann zuhause die Zähne reinigen „wie beim Zahnarzt“) – hier sind dann eher die Dollarzeichen auf Seiten der Industrie zu finden. Information Mundgesundheit ist ein non-profit Portal!
Beste Grüße und eine schöne Weihnachtszeit
Klaus Schenkmann, Redaktionsleitung
Super Antwort. Ich finde Ihre Seite sehr hilfreich, habe einen 3jährigen Sohn, der hinten einen braunen Backenzahn hat. Ich habe mich in keinster Weise angegriffen gefühlt. Besser putzen geht immer, besonders wenn das jedes Mal ein Kampf ist… Besonders interessant fand ich, dass man Fissuren versiegeln kann. Und wenn es was kostet? Na und? Das sind mir die gesunden Zähne meines Kindes wert. Meine schönen Zähne sind/ waren auch nicht umsonst.
Super Artikel! Danke für Ihre umfassende und professionelle Darstellung des Themas!
Hallo Christoph, herzlichen Dank für die schöne Bewertung!
Hallo Christoph, danke für dein tolles Feed-Back!