Lachen ist die beste Medizin, heißt es doch so schön im Volksmund. In der Zahnarztpraxis wird Lachen tatsächlich als Wirkstoff eingesetzt. Also eigentlich nicht das Lachen, sondern Lachgas. Und das führt nicht zu krampfartigen Lachanfällen, die eine zahnärztliche Behandlung eher verhindern würden, sondern zu einem schlafähnlichen Zustand kompletter Tiefenentspannung. Aber was genau ist denn nun dieses Lachgas? Passend zum Weltlachtag am 6. Mai sind wir dieser Frage nachgegangen.

Es war einmal – ein Zahnarzt aus Amerika

Der amerikanische Zahnarzt Dr. Horace Wells, gilt als einer der Pioniere der Anästhesie in der Medizin. 1844 entdeckte er in einem Wanderzirkus das Potenzial von Lachgas. Ein Entertainer hatte sich bei der Aufführung eine Wunde zugezogen – und schien keine Schmerzen zu spüren. Kurz vorher hatte er Distickstoffoxid eingeatmet, besser bekannt als Lachgas.

Lachgas gilt als eines der ältesten Narkosemittel und wird in der Zahnarztpraxis zur schmerzarmen und stressfreien Behandlung – beispielsweise von Kindern und Angstpatienten – verwendet.

Warum Zahnarztangst Ihre Gesundheit gefährdet: Keine Angst vor Zahnschmerzen und dem Zahnarzt – der Gesundheit zu Liebe

Was ist Lachgas?

Lachgas (Distickstoffmonoxid, chemische Formel N₂O) ist ein farb- und geruchloses Gas, das vor allem als Beruhigungsmittel in der Zahnarztpraxis eingesetzt wird. Es wird vom Körper sehr schnell aufgenommen, gelangt aber nicht in den Stoffwechsel. Nach der Behandlung bleiben daher keine Reste im Körper übrig.

Unterschied zwischen Narkose und Sedierung: Bei einer Narkose wird das Bewusstsein sowie die Atmung vollständig ausgeschaltet, weshalb der Patient während einer Vollnarkose künstlich beatmet werden muss. Er spürt nichts, nimmt von dem Eingriff nichts wahr und erinnert sich auch nicht daran. Bei einer Sedierung hingegen wird lediglich das Schmerzempfinden des Patienten herabgesetzt. Er fällt in eine Art Dämmerschlaf, bleibt aber während des Eingriffs ansprechbar.

Bei welchen Behandlungen kommt Lachgas zum Einsatz?

Lachgas eignet sich für nahezu jede Behandlung beim Zahnarzt – bis zum chirurgischen Eingriff. Je nach Umfang der Behandlung ist eine zusätzliche örtliche Betäubung notwendig. Dank der entspannenden und Angstlösenden Wirkung des Lachgases, ist die kleine Spritze gegen den Schmerz selbst für Angstpatienten kein Problem mehr.

Für folgende Personen ist Lachgas besonders gut geeignet:

  • Patienten mit Zahnarztangst
  • Unruhige und ungeduldige Kinder
  • Geistig- oder körperlich behinderte Menschen

“Bei Phobikern, Menschen mit Behinderungen und bei Kindern die mit den Behandlungsmaßnahmen überfordert sind, ist eine zahnärztliche Behandlung schwierig. Oft kann diese nur in Allgemeinanästhesie erfolgen, was mit hohem personellen, organisatorischen und materiellen Aufwand verbunden ist. Bei kooperativen Patienten kann die Lachgassedierung, auch „minimal sedation“ oder „conscious sedation“ genannt, eine Alternative darstellen.” Quelle: Bundesverband der Kinderzahnärzte

Grafik: Die fünf Schritte der Lachgasbehanndlung


Weitere Informationen zum Thema Lachgas : Ohne Angst zum Zahnarzt – Was Sie über Lachgas-Sedierung wissen müssen (zahnarztfinder.com)


Wie wirkt Lachgas im Körper?

Das mulmige Gefühl im Zahnarztstuhl weicht bei einer Behandlung mit Lachgas schnell einem entspannten und verträumten Zustand. Über eine Nasenmaske atmet der Patient ein Gemisch aus Lachgas und Sauerstoff ein. Schon nach wenigen Atemzügen schwindet die Angst und weicht einem Gefühl der Geborgenheit. Gleichzeitig nehmen auch die Schmerzempfindlichkeit und der Würgereiz ab.

Wann Lachgas nicht eingesetzt werden sollte: Es gibt einige Fälle, in denen der Bundesverband der Kinderzahnärzte vor dem Einsatz von Lachgas abrät. Bei Menschen mit chronischen Atemwegserkrankungen, Schwangeren, psychisch Erkrankten sowie Patienten, die an Multipler Sklerose leiden, sollte keine Sedierung mit Lachgas erfolgen.

Je nach Rückmeldung vom Patienten kann der Zahnarzt das Mischungsverhältnis verändern. Nach der Behandlung atmet der Patient etwa fünf Minuten lang reinen Sauerstoff ein, bis die Wirkung von Lachgas vollständig aufgehoben ist.

Was sind Vorteile von Lachgas?

Lachgas ist gesundheitlich vollkommen unbedenklich. Nach der Verabreichung bleiben keine Reste im Körper übrig, da das Lachgas nicht in den Stoffwechsel eingebunden wird. Besonders Angstpatienten fürchten sich bei einer Narkose oft vor dem Kontrollverlust. Bei einer Behandlung mit Lachgas bleiben sie während des gesamten Eingriffes ansprechbar.


Zahnarzt Lennard Bertram, Leer: Was ich in der Praxis oft beobachte, sind Patienten, die ihre Angst verlieren. Sie „lernen“ quasi durch die Behandlung mit Lachgas, beim Zahnarzt entspannt und stressfrei zu sein.


Vorteile einer Behandlung mit Lachgas

  • kein Kontrollverlust
  • Würgereiz wird minimiert
  • reduziertes Schmerzempfinden
  • 15 Minuten nach der Behandlung wieder verkehrstüchtig
  • Angstempfinden ist stark reduziert
  • keine Überdosierung
  • bewährt und sicher als dentale Sedierung
  • Zahnarzt und Patient profitieren von einer entspannten Atmosphäre

Lachgas ist so sicher in der Anwendung, dass es ohne Anwesenheit eines Anästhesisten verabreicht werden darf. Der ausgebildete Zahnarzt kann sowohl die Länge als auch die Intensität der Sedierung jederzeit an den Bedarf des Patienten anpassen.

Was kostet Lachgas beim Zahnarzt?

Eine Behandlung mit Lachgas gehört nicht zu den Leistungen der gesetzlichen Krankenkassen. Deshalb müssen Versicherte die Kosten für die Behandlung mit Lachgas in der Regel selbst tragen. Generell können Patienten mit etwa 40 bis 80 Euro pro Stunde rechnen. Bei Privatversicherten hängt die Kostenübernahme vom gewählten Tarif ab.

Zum Weltlachtag: Der Weltlachtag soll als Zeichen für Frieden und Brüderlichkeit gefeiert werden. Er wurde von Dr. Madan Kataria ins Leben gerufen, der auch als Gründer der Yoga-Lachbewegung gilt. Um Punkt 14 Uhr treffen sich am Weltlachtag Lachclubs aus der ganzen Welt, um drei Minuten gemeinsam zu lachen. Quelle: kleiner-kalender.de