Hätten Sie es gewusst: 82 Prozent der Kinder, 72 Prozent der Erwachsenen und 90 Prozent der Senioren gehen regelmäßig – mindestens einmal pro Jahr – zur zahnärztlichen Kontrolluntersuchung! Solche und andere Fakten liefert uns die Deutsche Mundgesundheitsstudie (DMS) – so etwas wie die Bibel aller Menschen, die sich mit der Gesundheit von Zähnen und Zahnfleisch befassen. Zum Tag der Deutschen Einheit lesen Sie hier die wichtigsten Erkenntnisse der letzten – und damit aktuellen – Studie aus dem Jahre 2016.

Zahn und Zahnimplantat auf Deutschlandfahne. ZUm Tag der deutschen Einheit informieren wir zur Mundgesundheit in Ost und West.

Statistiken und Erkenntnisse seit 1989

Es war sicher nur ein Zufall, dass die erste Deutsche Mundgesundheitsstudie im Jahr des Mauerfalls veröffentlicht wurde. Seit 1989 möchte das Institut der Deutschen Zahnärzte (IDZ) wissen, wie es um die Mundgesundheit in Deutschland bestellt ist. Auftraggeber sind die Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung (KZBV) und die Bundeszahnärztekammer (BZÄK).

Im Jahre 1992 wurde die erste Studie (DMS I) um eine sogenannte Querschnittsstudie ergänzt. Hier ging es dann ganz speziell um den Zustand der Mundgesundheit in Ostdeutschland.

Die mittlerweile fünfte Auflage (DMS V) dieser systematischen Erhebung der Mundgesundheit in Deutschland wurde von Oktober 2013 bis Juni 2014 in insgesamt 90 Gemeinden mit Hilfe von zahnmedizinischen Untersuchungen und ausführlichen Befragungen durchgeführt. Untersucht wurden mehr als 4.600 Studienteilnehmer, aufgeteilt in vier Altersgruppen.

1992: Weniger Karies bei Kindern und Jugendlichen in der DDR

In der DDR waren Fluoride weit verbreitet und auch die Zahnheilkunde für Kinder (Kinderstomatologie) nahm im staatlich organisierten Gesundheitswesen eine wichtige Rolle ein. Daher waren die Zahlen aus dem Jahr 1992 eigentlich keine große Überraschung:

  • Durchschnittlich hatten die Kinder mit 12 Jahren in Ostdeutschland fast einen Zahn weniger mit Karieserfahrung.
  • Der Anteil der 12-Jährigen mit kariesfreien Gebissen war damals höher als in Westdeutschland.
  • Die jüngeren Erwachsenen (35- bis 44-Jährige) wiesen drei Zähne mehr ohne Karieserfahrung auf als die Gleichaltrigen in den alten Bundesländern.

Auch für die Mundgesundheit gilt mittlerweile die Einheit

In den Jahrzehnten nach der Wiedervereinigung hat sich die wirtschaftliche und die gesundheitspolitischen Situation in Ost und West verändert. Vor allem die flächendeckenden Prophylaxekonzepte für Kinder und Jugendliche und die weitere Verbreitung von Fluoriden sorgten für einen drastischen Rückgang der Karies in West- und wie in Ostdeutschland.

Seit der Jahrtausendwende hat sich der Trend einer klaren Annäherung der Mundgesundheit in Ost und West verstärkt:

  • Die Kariesfreiheit und Karieserfahrung bei Kindern in Deutschland unterscheidet sich nur noch geringfügig.
  • Erwachsene zeigen eine deutliche Angleichung bei der Karieserfahrung und bei der Anzahl fehlender Zähne.
  • Die Versorgung mit Zahnersatz ist ebenfalls annähernd gleich.

„Gerade der so wesentliche Bereich der Mundgesundheit von Kindern und Jugendlichen zeigt, wie unterschiedliche Betreuungssysteme in Ost und West zusammenwachsen. Durch die engagierte Arbeit der Zahnärztinnen und Zahnärzte in Ost und West kam es zu einer weitgehenden Angleichung bei der Karieslast. Aber vor allem zu einer immensen Kariesreduktion, bei der wir heute international führend sind. Dies ist ein starker Beleg dafür, wie ein auf Früherkennung sowie Gruppen- und Individualprophylaxe ausgerichtetes Gesundheitssystem dazu beiträgt, die Gesundheit nachhaltig zu verbessern.“ Prof. Dr. Dietmar Oesterreich, Vizepräsident der BZÄK (3. Oktober 2017)

Karies spielt bei Kindern und Jugendlichen keine große Rolle mehr

Die Volkskrankheit Karies hat sich mittlerweile zu einem großen Problem der ganz kleinen Patientinnen und Patienten entwickelt. So schreibt die Zahnärztekammer Nordrhein: “Gegenwärtig gilt die frühkindliche Karies als häufigste chronische Erkrankung (fünfmal häufiger als Asthma, siebenmal häufiger als Heuschnupfen) im Vorschulalter und dominiert mit zum Teil massiver Gebisszerstörung des Gesamtkommen bei Kleinkindern.“

Kinder und Karies: Das sollten nicht nur Eltern wissen!

 

Zahlen und Fakten der 5. Deutschen Mundgesundheitsstudie (DMS V)

Wie sehen sie aber nun aus, die wesentlichen Erkenntnisse zur Mundgesundheit der Deutschen? Im Grunde genommen gibt es zwei zentrale Ergebnisse aus der Veröffentlichung im Jahre 2016 (Auszüge):

  • “Die Mundgesundheit hat sich in allen Bereichen und über alle sozialen Schichten hinweg noch einmal verbessert hat, was für die zahnärztliche Prävention spricht. Kinder freuen sich hierzulande über die gesündesten Zähne und deutsche Senioren leiden nur noch selten unter völliger Zahnlosigkeit.”
  • “Infolge der demografischen Entwicklung ver­lagern sich Zahnerkrankungen ins hohe Alter und dabei hauptsächlich auf Menschen mit Pflegebedarf. Diese Verlagerung bringt unweigerlich neue Herausforderungen für zahnärztliche Therapie- und Versorgungskonzepte mit sich.”

Eine komplette Zusammenfassung der Studie können Sie hier herunterladen: Deutsche Mundgesundheitstudie V!

Zu den einzelnen Themenfeldern der 5. Deutschen Mundgesundheitsstudie (DMS V) finden Sie hier die originalen Ergebnisse.

Karies

  • Acht von zehn der 12-jährigen Kinder (81 Prozent) sind heute kariesfrei. Die Zahl der kariesfreien Gebisse hat sich in den Jahren von 1997 bis 2014 verdoppelt.
  • Bei den jüngeren Erwachsenen (35- bis 44-Jährige) ist die Anzahl der Zähne mit Karieserfahrung seit 1997 um 30 Prozent zurückgegangen (4,9 Zähne).
  • Nur noch halb so viele jüngere Erwachsene (35- bis 44-Jährige) weisen im Vergleich zum Jahr 1997 noch eine Karieserkrankung der Zahnwurzel auf.

Parodontalerkrankungen

  • Die schweren Parodontalerkrankungen haben sich bei den jüngeren Erwachsenen (35- bis 44-Jährige) halbiert.
  • Bei den jüngeren Senioren (65- bis 74-Jährige) gibt es einen rückläufigen Trend bei der Parodontitis trotz mehr erhaltener Zähne.
  • Insgesamt steigt der Behandlungsbedarf bei der Parodontitis aufgrund der demografischen Entwicklung prognostisch an.

Zahnverluste und prothetische Versorgung

  • Heute ist nur noch jeder achte jüngere Senior (65- bis 74-Jährige) zahnlos, im Jahr 1997 war es noch jeder vierte.
  • Jüngere Senioren (65- bis 74-Jährige) besitzen im Durchschnitt fünf eigene Zähne mehr als noch im Jahr 1997.
  • Weil immer mehr jüngere Senioren (65- bis 74-Jährige) ihre eigenen Zähne länger behalten, besteht für Zahnärzt­innen und Zahnärzte häufiger die Möglichkeit, festsitzenden Zahnersatz zu verankern.

Menschen mit Pflegebedarf

  • Ältere Menschen mit Pflegebedarf haben eine höhere Karieserfahrung, weniger eigene Zähne und häufiger herausnehmbaren Zahnersatz als die gesamte Altersgruppe der älteren Senioren (75- bis 100-Jährige).
  • Knapp 30 Prozent der Menschen mit Pflegebedarf sind nicht mehr selbst in der Lage, ihre Zähne und Zahnprothesen eigenständig zu reinigen und zu pflegen. Mit zunehmendem Pflegebedarf steigt dieser Anteil deutlich an.
  • 60 Prozent der Menschen mit Pflegebedarf sind nicht mehr in der Lage, einen Zahnarzttermin zu organisieren und dann die Praxis auch aufzusuchen.

Mundgesundheitsverhalten

  • Jedes zweite Kind (45 Prozent) und jeder dritte Erwachsene (31 Prozent) kennen die Empfehlungen zur Zahnpflege und geben ein gutes Zahnputzverhalten an.
  • Im Vergleich zum Jahr 1997 geben dreimal mehr jüngere Senioren (65- bis 74-Jährige) an, eine gute Mundhygiene zu haben.
  • Krankheitslasten verschieben sich in das höhere Lebensalter: Ältere Senioren (75- bis 100-Jährige) haben im Jahr 2014 einen Mundgesundheitszustand wie die jüngeren Senioren (65- bis 74-Jährige) im Jahr 2005.
  • Das bedeutet gleichzeitig mehr mundgesunde Lebensjahre: Jüngere Senioren (65- bis 74-Jährige) haben im Jahr 2014 eine bessere Mundgesundheit als ihre Altersgruppe im Jahr 2005.

Vergleiche

  • Deutschland erreicht bei der Mundgesundheit in den Bereichen Karieserfahrung, Parodontitis und völlige Zahnlosigkeit im internationalen Vergleich Spitzenpositionen.
  • Die Mundgesundheit sowohl von Kindern (12-Jährige) als auch jüngeren Erwachsenen (35- bis 44-Jährige) hat sich in Ost und Westdeutschland in den vergangenen 25 Jahren angeglichen.

Wir sind gespannt, was die nächste Mundgesundheitsstudie zeigen wird und werden Sie weiter mit aktuellen und wichtigen Themen informieren!