Es war nicht nur für Musikfans ein Schock: 2016 erlag Sänger Roger Cicero einem Hirninfarkt – mit 45 Jahren! Vor allem das Alter des bekannten Musikers hat Fragezeichen hinterlassen. Schlaganfall ist für viele Menschen ein Risiko der Älteren. Auch wenn 80 % der Schlaganfallpatienten älter als 60 Jahre sind, immer häufiger trifft es auch jüngere Menschen. Für die Experten eine Folge unseres Lebensstils: weniger Bewegung, falsche Ernährung, Rauchen und dadurch mehr Bluthochdruck- und Diabetes-Erkrankungen. Welche Rolle die Mundgesundheit hier spielt, erklären wir zum Tag-gegen-den-Schlaganfall am 10. Mai!
Niemand stirbt an schlechten Zähnen, aber die Risiken steigen
Auch wenn Schlagzeilen wie “Zähne putzen schützt vor Herzinfarkt” oder “Zahnseide kann Leben retten” blumig und klickfreudig daher kommen: Es wird wohl niemand daran sterben, dass er seiner Mundhygiene und der Zahnarztpraxis zu wenig Aufmerksamkeit schenkt.
Aber eins steht fest: Chronische Entzündungen wie die Parodontitis sind ein Risikofaktor unserer allgemeinen Gesundheit!
Entzündungen im Mund weiten sich aus
Dass die Parodontitis ein ungesundes Wechselspiel mit unserem Körper treibt und das Herz- Kreislauf-System gefährdet ist nichts Neues.
Dänische Wissenschaftler fanden 2016 heraus, dass Parodontitis-Patienten ein doppelt so hohes Risiko für kardiovaskuläre Todesereignisse wie Herzinfarkte oder Schlaganfälle aufwiesen. Im Untersuchungszeitraum hatten die Betroffenen sogar eine um das 2,7-fache erhöhte Sterblichkeitsrate.
Warum ist das so: Bakterien und Keime gelangen über die Blutbahn aus dem Mund in unseren Organismus. Der Körper bekämpft die Bakterien mit Entzündungsbotenstoffen, die sich an den Gefäßwänden ansammeln und sogenannte atherosklerotische Plaques bilden.
Die Folgen:
- Die eigentlich elastischen Gefäße verhärten!
- Der Blutfluss verlangsamt sich!
- Durch den erhöhten Blutdruck wird das Herz stärker belastet!
- Das Risiko für Schlaganfälle und Herzinfarkte steigt!
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US-Studie: Zahnverlust und das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen
Trotz umfangreicher Forschungsergebnisse der vergangenen Jahre blieben bei den Zusammenhängen zwischen Parodontitis und kardiovaskulären Erkrankungen immer wieder Fragen offen. So konnte geklärt werden, dass die Parodontitis einen Einfluss auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen hat.
Amerikanische Forscher haben sich aktuell mit der Frage beschäftigt: Ab welchem Alter führt der Zahnverlust aufgrund einer Parodontitis zu einem höheren Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen wie den Schlaganfall? Denn: Wird eine Parodontitis nicht behandelt, steigen auch die Risiken für frühzeitigen Zahnverlust.
Die Antwort gibt die American Heart Association (AHA). Die Forscher fanden heraus, dass der Zahnverlust ab 45 Jahren das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen teilweise um bis zu 25 Prozent steigen lässt! Sie untersuchten Probanden im Alter zwischen 45 und 69 Jahren über einen Zeitraum von 12 bis 18 Jahren.
Während der Verlust eines einzelnen Zahns folgenlos blieb, sah die Sache bei zwei bis drei verlorengegangenen Zähnen schon anders aus:
- Das Risiko stieg um 23 Prozent, wenn die Probanden vor der Studie noch 25 bis 32 eigene Zähne hatten.
- Bei weniger als 17 eigenen Zähnen zu Beginn der Untersuchung erhöhte sich die Wahrscheinlichkeit für eine Herz-Kreislauf-Erkrankung sogar um 25 Prozent!
Der Schlaganfall: Auch junge Erwachsene sind gefährdet
Schwarz auf Weiß sind das nur Zahlen einer wissenschaftlichen Studie aus den USA. Doch die Praxis sieht leider nicht besser aus. In Deutschland ist jeder zweite jüngere Erwachsene (35 bis 44 Jahre) von Parodontitis betroffen, 43,4 Prozent davon leiden an einer moderaten Entzündung des Zahnbetts und jeder Zehnte an einer schweren Form. Durchschnittlich sind 2,7 Zähne der jüngeren Erwachsenen von Parodontitis betroffen.
Wer meint, Parodontitis und Schlaganfall sind nur eine Frage des Alters, unterschätzt die Gefahr. Der sogenannte juvenile Schlaganfall in der Altersgruppe von 18 bis 55 Jahren betrifft immerhin circa 30.000 Menschen in Deutschland pro Jahr. Laut Deutsche-Schlaganfall-Hilfe steigt das Risiko für den Hirninfarkt besonders ab 40 Jahren durch Bewegungsmangel, Rauchen, Diabetes und Übergewicht stark an.
Zahlen zum Schlaganfall: In Deutschland ereignen sich jedes Jahr rund 270.000 Schlaganfälle. Etwa 20 Prozent der Patienten sterben innerhalb von vier Wochen, über 37 Prozent innerhalb eines Jahres. Die Hälfte der überlebenden Schlaganfall-Patienten bleibt dauerhaft behindert und ist auf fremde Hilfe angewiesen. Circa 1 Millionen Menschen hierzulande leiden an den Folgen dieser Erkrankung. Damit ist der Schlaganfall die dritthäufigste Todesursache in Deutschland. Quelle: Stiftung Deutsche-Schlaganfall-Hilfe
Rauchen erhöht das Schlaganfall-Risiko
Besonders der regelmäßige Griff zum Glimmstengel ist Gift für Zähne und Gesundheit! Rauchen erhöht das Risiko für einen Schlaganfall um das Zwei- bis Vierfache. Mit einem bis um das fünfzehnfach erhöhte Risiko für eine Parodontitis gehören Raucher zur absoluten Risikogruppe für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Der Tag gegen den Schlaganfall ist eine gute Gelegenheit, um sich die ungesunden Wechselspiele von Mund und unserem Körper noch einmal bewusst zu machen. Zwischen Zähnen und Zahnfleisch steckt jede Menge Potenzial, das Wohlbefinden positiv zu beeinflussen. Gleichzeitig bestraft uns die Gesundheit mit Erkrankungen, wenn wir die Zahnpflege dauerhaft schleifen lassen.
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Der regelmäßige Besuch in der Zahnarztpraxis ist deshalb auch Gesundheitsvorsorge. Sprechen Sie Ihren Zahnarzt an und fragen Sie ihn, wie Sie Ihre Mundgesundheit unterstützen können. Dann können Sie beim nächsten Tag gegen den Schlaganfall einen Haken im Kalenderblatt machen: Vorgesorgt!
Zum Tag gegen den Schlaganfall: Der Aktionstag wurde 1999 von der Stiftung Deutsche-Schlaganfall-Hilfe ins Leben gerufen. In diesem Jahr lautet das Motto „Schlaganfall kann jeden treffen!“ In ganz Deutschland rufen Selbsthilfegruppen, Fachärzte und Schlaganfall-Spezialstationen dazu auf, sich über die Risiken eines Schlaganfalls und die mögliche erste Hilfe zu informieren.