Mit Rheuma und Parodontitis ist nicht zu spaßen – schon gar nicht in dieser Kombination. Eine unbehandelte Parodontitis erhöht das Risiko an rheumatoider Arthritis zu erkranken. Rheuma ist zudem die häufigste Ursache für eine Entzündung des Kiefergelenkes und trifft immer häufiger junge Menschen. Zum Welt-Rheuma-Tag 2019 mit dem Motto „Rheuma ist jünger als du denkst“ zeigen wir die Zusammenhänge von Rheuma und der Mundgesundheit.
Das Wichtigste auf einen Blick:
- Rund 20.000 Kinder und Jugendliche leiden unter rheumatischen Erkrankungen.
- Parodontitis und rheumatische Erkrankungen beeinflussen sich gegenseitig.
- Eine interdisziplinäre medizinische Betreuung ist für Rheumapatienten sehr wichtig.
- Je früher eine Rheuma-Erkrankung ganzheitlich behandelt wird, desto größer die Chance, sie zu stoppen.
Rheuma - die leise Volkskrankheit
Rund 17 Millionen Rheumakranke gibt es derzeit in Deutschland. Die Krankheit hat viele Facetten, von der rheumatoiden Arthritis, über Morbus Bechterew bis hin zu Fibromyalgie.
Die Beschwerdebilder ähneln sich dabei:
- Schmerzen und Schwellungen in den Gelenken
- Entzündungen, die Organe befallen können
- Zerstörung von Gelenken
Rheuma wird oft als “Alte-Leute”-Krankheit tituliert und mit einer Arthrose gleichgesetzt. Diese ist aber nur eins von über 100 Krankheitsbildern. Und Rheuma ist jünger als viele denken, darauf weist die Deutsche Rheuma-Liga zum diesjährigen Welt-Rheuma-Tag hin. Rund 20.000 Kinder und Jugendliche leiden hierzulande unter einer rheumatischen Erkrankungen.
Umso wichtiger ist es, von klein auf die Mundgesundheit im Blick zu haben.
Rheumatoide Arthritis durch Entzündungen im Mundraum
Mittlerweile ist es wissenschaftlich erwiesen, dass sich Parodontitis und rheumatische Erkrankungen beeinflussen. Schon eine mittelschwere Parodontitis kann das Risiko für die Entstehung einer rheumatoiden Arthritis erhöhen. Wissenschaftler der New York University fanden bereits vor einigen Jahren heraus, dass bei Rheumapatienten häufig Prevotella-Bakterien gefunden werden. Diese können die Darm- und Mundflora verändern, Immunzellen aktivieren und Entzündungen fördern.
Parodontitis – was ist das genau?
Die chronische Entzündung des Zahnhalteapparates nennt man Parodontitis – im Volksmund gerne auch als Parodontose bezeichnet. Bevor es soweit kommt, entsteht in der Regel eine Zahnfleischentzündung – die Gingivitis. Ausgelöst werden die Entzündungen im Mundraum von Bakterien. Sind diese Mikroorganismen besonders aggressiv und das Immunsystem zusätzlich geschwächt, können sich die Entzündungen bis in den Zahnhalteapparat (Parodont) ausweiten.
Rheumapatienten und das Kiefergelenk
Die Deutsche Gesellschaft für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie e.V. (DGMKG) rät Rheumapatienten, das Kiefergelenk untersuchen zu lassen. So können mögliche Schädigungen erkannt und rechtzeitig behandelt werden.
Schmerzen beim Essen oder Gähnen?
Das sind klassische Symptome, die auf krankhafte Veränderungen des Gelenkes hinweisen können. Diese kommen bei Rheumakranken deutlich häufiger vor als bei gesunden Menschen. Die rheumatische Arthritis ist die häufigste entzündliche Erkrankung des Kiefergelenks. Beide Kiefergelenke sind in der Regel betroffen: Sie sind sehr druckempfindlich und der Unterkiefer schmerzt bei jeder Bewegung.
Interdisziplinäre Zusammenarbeit der Fachärzte
Die Zusammenhänge zwischen einer rheumatoiden Arthritis und bakteriellen Entzündungen wie einer Parodontitis sind bekannt und wissenschaftlich erwiesen. Für Patienten und auch für die behandelnden Ärzte ist eine enge Zusammenarbeit mit Zahnärzten, Kieferorthopäden und MKG-Chirurgen daher sehr wichtig! Studien zeigen, dass bei einer konsequenten Behandlung der Parodontitis die Entzündungswerte im Blut sinken und Krankheitssymptome nachlassen.
Gerade bei Kindern und Jugendlichen ist es wichtig, erste Anzeichen einer möglichen rheumatischen Erkrankung ernst zu nehmen. Je früher die Krankheit erkannt wird, desto größer ist die Chance, die Krankheit zu stoppen (Remission). Der Zahnarzt sollte dabei immer eine der ersten Anlaufstationen sein.
Informationen für Patienten und Ärzte:
- Die Deutsche Gesellschaft für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie informiert über rheumatische Kiefergelenkerkrankungen: DGMKG
- Die Deutsche Rheuma-Liga bietet ein breites Unterstützungs- und Informationsangebot für den Alltag mit Rheuma: Deutsche Rheuma-Liga
Drei Fakten zum Welt-Rheuma-Tag
- Der Welt-Rheuma-Tag findet weltweit jedes Jahr am 12. Oktober statt. Initiiert hat ihn 1996 die Arthritis and Rheumatism International (ARI).
- In Deutschland nutzt die Deutsche Rheuma-Liga den Tag seit 2005 aktiv, um Rheuma und die Folgen für Betroffene stärker in den Fokus der Öffentlichkeit zu rücken.
- 2019 steht der Welt-Rheuma-Tag in Deutschland unter dem Motto “Rheuma ist jünger als du denkst”. Alle Infos zur Kampagne gibt es hier: Deutsche Rheuma Liga