Der Mensch wird immer älter und mit ihm seine Zähne, die bis ins hohe Alter gepflegt werden müssen. Gerade bei Senioren ist die Mundgesundheit entscheidend für die allgemeine Gesundheit und die Lebensqualität. Die Zahnpflege älterer Menschen wird dabei immer mehr zur Aufgabe von Pflegekräften und Angehörigen, die ihrerseits auf Hilfe angewiesen sind. Zahnärzte für Senioren nehmen eine Schlüsselrolle ein. Wie agieren diese Spezialisten in Zeiten des demographischen Wandels? Information Mundgesundheit fasst die wichtigsten Fakten rund um den Seniorenzahnarzt zusammen.

Älters Paar gibt sich die Hand und Information Mundgesundheit erklärt: Was ist ein Seniorenzahnarzt?

Das Wichtigste auf einen Blick

  • In einer alternden Gesellschaft behalten die Menschen ihre eigenen Zähne immer länger und der Anspruch an Pflege und Hygiene steigt.
  • Die Mundgesundheit beeinflusst die Gesundheit und die Lebensqualität älterer, teils pflegebedürftiger Menschen enorm.
  • Spezialisierte Seniorenzahnärzte wissen, worauf es bei der Behandlung älterer Menschen ankommt. Sie unterstützen Angehörige und Pflegekräfte.
  • Seit 1. Juli 2018 haben Pflegebedürftige und Menschen mit Behinderung Anspruch auf präventive Leistungen gemäß Sozialgesetzbuch § 22a SGB V.

Alternde Gesellschaft: Medizin stellt sich auf Zahngesundheit im Alter ein

Gerostomatologie – so nennt sich Zahnheilkunde für ältere Menschen. Mit dem demografischen Wandel werden diese Fachleute immer wichtiger. Denn: Wir leben länger und behalten dabei unsere eigenen Zähne. Die Herausforderung an den Zahnmediziner: Die Gruppe der Senioren ist nicht homogen. Wer ist geistig und körperlich noch so mobil, dass die Mundpflege im Alter richtig umgesetzt wird? Und wer ist pflegebedürftig? Hier muss der Zahnarzt die Angehörigen einbinden.


Wie wichtig Mundgesundheit im Alter ist, wird Politik und Gesellschaft langsam klar. Seit 1. Juli 2018 haben Pflegebedürftige und Menschen mit Behinderung Anspruch auf präventive Leistungen gemäß Sozialgesetzbuch § 22a SGB V.


Der richtige Schritt zu ganzheitlicher Gesundheit älterer Menschen – wenn es ausreichend Zahnarztpraxen gibt, die sich diesem Feld widmen.

Gerostomatologen müssen flexibel sein. Die barrierefreie Praxis gehört genauso zur Anpassung wie Besuche bei mobil eingeschränkten Patienten. Die Dentalindustrie reagiert darauf mit Materialien und Instrumenten, die zur Versorgung und Prophylaxe vor Ort genutzt werden können. Man kann sagen: Zahnpflege im Alter hält den Beruf des Zahnarztes jung.

Wie qualifiziert sich ein Seniorenzahnarzt?

Los geht es mit einem “normalen” Studium der Zahnheilkunde. Ist das abgeschlossen, kann sich die Zahnärztin oder der Zahnarzt einem Spezialgebiet zuwenden – zum Beispiel der Gerostomatologie.

Fortbildungen zur Alterszahnheilkunde gibt es in dieser Form:

  • Das Curriculum Seniorenzahnmedizin umfasst 72 Fortbildungsstunden mit abschließendem Kolloquium und Zertifikat, (DAGZ– Deutsche Gesellschaft für AlterszahnMedizin und APW – Akademie Praxis und Wissenschaft).
  • zertifizierte Spezialistin / zertifizierter Spezialist für Seniorenzahnmedizin (DGAZ – Deutsche Gesellschaft für AlterszahnMedizin).
  • Der Tätigkeitsschwerpunkt Alterszahnmedizin ist nur in einigen Bundesländern und Gebieten Deutschlands anerkannt (Baden-Württemberg, Bayern, Bremen, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Saarland, Schleswig-Holstein).

 

Spezialistinnen und Spezialisten können durch die DGAZ das “Siegel für eine seniorengerechte Praxis/Klinik” erhalten. Lesen Sie hier, welche Anforderungen ein spezialisierter Seniorenzahnarzt erfüllen muss: Ordnung für die Zertifizierung zum Spezialisten für SeniorenzahnMedizin der DGAZ und für das Siegel Seniorengerechte Praxis/Klinik nach den Richtlinien der DGAZ.

Was zeichnet Mediziner für Alterszahnheilkunde aus?

Senioren – das ist keine homogene Gruppe unserer Gesellschaft. Da gibt es Bestager, die eigenverantwortlich leben und sich um den Erhalt ihrer Gesundheit selber kümmern können. Diese Menschen sind beim Hauszahnarzt noch gut aufgehoben. Doch man sollte im Blick behalten, dass es Zahnerkrankungen gibt, die speziell im Alter vorkommen. Dazu gehören:

  • Wurzelkaries.
  • Zahnhalsdefekte.
  • Erosionen.
  • Zahnfrakturen.

Hat der Hauszahnarzt das im Blick? Es macht Sinn, im Rentenalter zu prüfen:

  • Passt mein Hauszahnarzt die Vorsorgeuntersuchung mit Blick auf das Alter an?
  • Würde er einen Hausbesuch machen, falls die Mobilität eingeschränkt ist?
  • Wie geduldig geht er mit mir um?
  • Kennt er sich mit Prothetik aus?
  • Kann er meine Angehörigen schulen?
  • Weiß er, was im Alter zahngesund ist und schmeckt?

Diese Aspekt sind auch wichtig:

  • Ist die Praxis barrierefrei eingerichtet?
  • Gibt es einen Aufzug, falls die Praxis nicht im Parterre liegt?
  • Hilft die Beleuchtung bei Sehbehinderung?
  • Gibt es Behindertenparkplätze?

Zertifikate und Fortbildungen geben Hinweise auf die speziellen Fähigkeiten. Sicher ist es gut, seine Fragen direkt zu stellen und der eigenen Einschätzung zu folgen.

Zum Nachdenken … Nicht jeder mag sich mit dem Älterwerden beschäftigen. Aber bei den Zähnen ist es wie bei der Regelung von Finanzen oder dem Erbe: Je früher man diese Themen offen angeht, desto besser geht es einem selbst – und den Angehörigen. Wer Mundhygiene und Zahnpflege im Alter nicht anpasst, handelt sich erhebliche Gesundheitsrisiken ein. Lesen Sie auch unseren Artikel zum Tag der Zahngesundheit 2018: Menschen mit Handicap brauchen mehr Hilfe bei der Zahnpflege!


Tipps zur Zahn- und Mundpflege bei pflegebedürftigen Senioren


Ein Video von Bundeszahnärztekammer (BZÄK) / Zentrum für Qualität in der Pflege (ZQP)


Die Alterszahnheilkunde beugt anderen Erkrankungen vor

Zahnärzte für Senioren sind wichtig für die ganzheitliche Gesundheit der älteren Menschen. Über den Mund gelangen Bakterien in den Körper. Ist die Mundhygiene schlecht – oder noch schlimmer: schreiten Karies oder Parodontitis voran – breiten sich entzündliche Prozesse aus. Das Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen, Schlaganfall und Lungenerkrankungen steigt.

Die regelmäßige Kontrolle von Zähnen, Zahnfleisch, Kieferknochen und Zahnhalteapparat ist für ältere Menschen ein zentraler Baustein ihrer Gesundheit. Wer den Weg in die Zahnarztpraxis nicht mehr gehen kann, der findet Hilfe und Unterstützung bei Zahnärzten, die für die wichtigen Vorsorgemaßnahmen ihre Patienten zuhause oder in Pflegeheimen besuchen.

Ältere Menschen sind oft multimorbid – das heißt, sie leiden unter mehreren Krankheiten. Die werden zumeist medikamentös behandelt. Darin besteht die Gefahr einer Arzneimittelwechselwirkung. “Wie könnte die Anzahl der Medikamente reduziert werden?”, fragen sich Angehörige, die dem Tablettenberg von Eltern oder Großeltern gegenüberstehen. Der Weg zum Seniorenzahnarzt kann ein Ansatz sein, denn verschiedene Erkrankungen resultieren aus mangelnder Mund- und Zahnhygiene.

Alles auf einen Blick: Information Mundgesundheit widmet sich regelmäßig der Generation 65plus. Unter diesem Link haben wir alle Beiträge zum Stichwort “Senioren” zusammengefasst.