Wer mit der Diagnose Rheuma lebt, sollte seine Mundgesundheit im Blick behalten. Besonders die rheumatoide Arthritis und die Parodontitis treiben oft ungesunde Wechselspiele miteinander. Passend zum Motto des Welt-Rheuma-Tages am 12. Oktober “Rheuma kommt selten allein” erklären wir im Blog die Zusammenhänge zwischen Rheuma und entzündlichen Prozessen an Zähnen und Zahnfleisch.


Was ist Rheuma eigentlich?

Rheuma ist eine chronische Erkrankung, die zu Entzündungen in den Gelenken führt. Betroffene leiden an starken Schmerzen und Bewegungseinschränkungen. Ohne die richtige Behandlung zerstört Rheuma die Gelenke.

Die Erkrankung hat viele Gesichter. Die häufigste Form ist die rheumatoide Arthritis. Über 100 Krankheitsbilder gehören zum Oberbegriff Rheuma. Dazu zählen zum Beispiel auch Arthrose, Gicht und Osteoporose. Ursache dafür ist eine Autoimmunerkrankung, bei der das Immunsystem zum Gegner des eigenen Körpers wird und Knorpelschichten in den Gelenken abbaut.

Zahlen Rheuma in Deutschland

Etwa 17 Millionen Deutsche leiden an einer rheumatischen Erkrankung. Mit acht Millionen Betroffenen ist Arthrose die häufigste Gelenk-Krankheit. Auch Kinder und Jugendliche sind von Rheuma betroffen. Bundesweit gibt es etwa 13.000 junge Rheuma-Patienten.

Wie hängt Rheuma mit der Mundgesundheit zusammen?

Viele Patienten leiden zusätzlich an mindestens einer Begleiterkrankungen wie Krebs, Osteoporose und Depressionen. Auch mit der Mundgesundheit geht Rheuma eine ungesunde Wechselbeziehung ein. So erhöht die rheumatoide Arthritis das Risiko für eine Parodontitis. Bis zu acht Mal häufiger erkranken Betroffene an der chronischen Entzündung des Zahnbettes. Zudem steht die Schwere der Parodontitis mit der Dauer und Aktivität der rheumatoiden Arthritis in Verbindung.

Das sind Symptome einer beginnenden Parodontitis

  • Zahnfleischbluten
  • Mundgeruch oder unangenehmer Geschmack im Mund
  • Rotes oder angeschwollenes Zahnfleisch
  • Vertiefte Zahnfleischtaschen
  • Zahnlockerung

#FragDenZahnarzt: Parodontose oder Parodontitis? Der Name ist egal, wenn Zähne und Zahnfleisch in Gefahr sind!

 

Auch in die andere Richtung gefährdet die Kombination aus Rheuma und Parodontitis die Gesundheit. So können entzündliche Stoffe aus der Mundhöhle in den Blutkreislauf und die Gelenkflüssigkeit gelangen. Die Folge: eine Verschlimmerung der rheumatischen Beschwerden.

Warum sind die Entzündungen so gefährlich?

Sowohl die Parodontitis als auch die rheumatoide Arthritis führen zum Verlust von Bindegewebe und einer Anreicherung von entzündlichen Zellen, die letztendlich den Abbau von Knochen- und Knorpelgewebe im Gelenk bzw. am Zahnhalteapparat verursachen.

Hinzu kommt, dass Rheuma-Patienten ihre Finger häufig nicht mehr uneingeschränkt bewegen können. Das Zähneputzen fällt dann oft schwer. Dadurch überleben viele Bakterien die Zahnreinigung und Entzündungen haben leichtes Spiel.

Parodontitis behandeln gegen Rheuma

In einer Studie an der Uniklinik in Pittsburgh (USA) wurden 40 Patienten mit einer sehr aktiven rheumatoiden Arthritis behandelt, die zudem an einer Parodontitis litten. Eine Reinigung des Zahnfleischs und die Behandlung der Infektionen im Mundraum linderten die Gelenkschmerzen, die Anzahl der geschwollenen Gelenke und die morgendliche Steifheit der Gelenke.

Wie kann der Zahnarzt helfen?

Deshalb ist es für Rheumapatienten besonders wichtig, auf eine gute Mundhygiene zu achten. Der Zahnarzt hilft dabei! In der Praxis stellen die Profis das individuelle Risiko für eine Parodontitis fest und vereinbaren regelmäßige Termine zur Professionellen Zahnreinigung. Bei einer bereits bestehenden Parodontitis trifft der Zahnarzt die notwendigen Maßnahmen, um die chronische Entzündung zum Stillstand zu bringen.

"Im günstigen Fall lässt sich damit der Verlauf einer rheumatischen Erkrankung positiv beeinflussen"

Dr. Gerald Schillig, Podbi344: Zahnärzte und Implantologen Hannover, erklärt, wie die Prophylaxe in der Zahnarztpraxis Rheumapatienten helfen kann:

“Rheuma gehört zu den Krankheiten, bei dem man eine überschießende Immunreaktion als Teil der Ursache annimmt. Weiterhin ist bekannt, dass Autoimmunreaktionen durch andere entzündliche Prozesse im Körper gefördert werden können. Zu diesen entzündlichen Prozessen gehört auch die Parodontitis. Es wird angenommen, dass Rheuma und Parodontitis in einem Zusammenhang stehen und vermutlich eine entzündliche Reaktion auf bestimmte Bakterien sind. Dabei sind es nicht die Bakterien selbst die eine Schädigung des Gelenkknochens und des Zahnhalteapparates herbeiführen, sondern mit der Entzündung zusammenhängende Zytokine, die als eine Reaktion des Immunsystems gewebeschädigend agieren. Somit kann eine regelmäßige Prophylaxe und Parodontalbehandlung über die Reduktion der Bakterien einen positiven Effekt auf die Tätigkeit des Immunsystems haben. Im günstigen Fall lässt sich damit der Verlauf einer rheumatischen Erkrankung positiv beeinflussen.”

Wer an Rheuma leidet, sollte den Zahnarzt unbedingt mit ins Boot holen. Auch Informationen über Medikamenteneinnahme und erste Anzeichen einer Parodontitis können dem Mediziner dabei helfen, einen geeigneten Therapieplan zu erstellen.

Zum Welt-Rheuma-Tag: Der Welt-Rheuma-Tag wurde erstmals 1996 von der Arthritis and Rheumatism International (ARI) ins Leben gerufen, der internationalen Vereinigung von Selbsthilfeverbänden Rheumabetroffener. Ziel ist es die Anliegen rheumakranker Menschen an diesem Tag in das Bewusstsein der Öffentlichkeit zu rücken. Die Deutsche Rheuma-Liga hat den Jahrestag in Deutschland erstmals 2005 eingeführt und nutzt den 12. Oktober seitdem jährlich für einen Aktionstag mit einem besonderen Motto.