Diagnosen wie Alzheimer und Parkinson sind hart. Die Krankheiten gelten aktuell als nicht heilbar und verändern das Leben von Angehörige und Patienten enorm. Die Betroffenen suchen Wege, mit den Symptomen zu leben und den Alltag zu gestalten. Die Mundgesundheit spielt hier eine Rolle. Forscher entdeckten einen Zusammenhang von Alzheimer und Parodontitis, der bakteriellen Zahnbett-Entzündung. Zum Welt-Alzheimertag (21. September) klären wir auf.

Das Wichtigste auf einen Blick:

  • Parodontitis und Erkrankungen des Gehirns wie Alzheimer und Parkinson hängen zusammen.
  • Forscher entdeckten ein Bakterium im Gehirn von Alzheimer-Patienten, das die Parodontitis mit verursacht.
  • Tierversuche zeigten, dass ein spezielles Protein die Nervenzellen im Gehirn schützen kann.
  • Eine optimale Mundhygiene ist für Menschen mit Alzheimer und Parkinson enorm wichtig.

Was ist die Blut-Hirn-Schranke?

Was ist die Blut-Hirn-Schranke?

Fremdwörter im nächsten Absatz:

  • Die Blut-Hirn-Schranke ist eine natürliche Barriere zwischen Nervengewebe und Blut. Sie verhindert, dass Bestandteile des Bluts oder im Blut gelöste Substanzen unkontrolliert ins Gehirn gelangen.
  • Ein normaler Vorgang im Alter, wenn Gehirnzellen verloren gehen. Bei neurodegenerativen Erkrankungen gleicht das Gehirn den Zellverlust nicht mehr aus.

Um den Zusammenhang zwischen Alzheimer und Parodontitis zu verstehen, beginnen wir ganz oben: bei der Blut-Hirn-Schranke. Die biologische Barriere zwischen Blutkreislauf und Nervengewebe lässt bestimmte Stoffe aus dem Blut ins Gehirn und zurück. Sie sorgt mit dafür, dass unser Leistungszentrum arbeiten kann.

Die Blut-Hirn-Schranke passieren Stoffe wie:

  • fettlösliche Moleküle
  • Sauerstoff
  • Kohlendioxid
  • Alkohol
  • Nikotin
  • Narkosemittel

Sie hält nicht alles auf, was dem Gehirn schadet oder die Funktion beeinflusst. Starker Alkoholmissbrauch kann die Schutzfunktion langfristig beeinträchtigen!

Parodontitis und Alzheimer: die Zusammenhänge!

Info Alzheimer

  • benannt nach dem deutschen Neurologen Alois Alzheimer (1864 – 1915), der die Erkrankung erstmals wissenschaftlich beschrieb
  • rund 2 Millionen Alzheimererkrankte leben in Deutschland bei 300.000 Neuerkrankungen jährlich
  • es kommt zu Gedächtnisstörungen, Sprachstörungen, Veränderungen der Persönlichkeit
  • größter Risikofaktor für Alzheimer ist das Alter
  • die meisten Betroffenen sind älter als 60.
  • im Gehirn bilden sich Eiweißablagerungen (Amyloid-Plaques)

Eine häufige Folge von Alzheimer und Parkinson ist eine gestörte Blut-Hirn-Schranke. Jetzt passieren Stoffe diese Barriere, die in unserem Gehirn nichts zu suchen haben. Zum Beispiel der Porphyromonas gingivalis! Dieser aggressive Keim taucht bei schweren Formen der Parodontitis auf – der bakteriellen Zahnbett-Entzündung. Im Gehirn fördert er zerstörende Prozesse und beeinträchtigt die Funktion.

Ein internationales Forscherteam wies den Keim im Gehirn und in der Rückenmarkflüssigkeit von Alzheimer-Patienten nach.

  • Sie fanden den Keim in 90 % der 50 untersuchten Hirnproben.
  • Bei Patienten mit starken Alzheimer-Symptomen fanden sie viele dieser gefährlichen Verbindungen.

Ihre Vermutung: Zwischen Parodontitis und dem Verlauf von Alzheimer besteht ein Zusammenhang. In Tierversuchen stoppten die Forscher mithilfe eines bestimmten Proteins die Zerstörung der Zellen durch die Parodontitiskeime.

Warum leben Parkinson-Patienten mit einem erhöhten Parodontitisrisiko?

Info Parkinson

  • rund 400.000 Betroffene in Deutschland
  • benannt nach dem englischen Arzt James Parkinson, der die Hauptsymptome 1817 erstmals beschrieb
  • bei 40 % der Betroffenen kommt es im Verlauf zu einer Demenz
  • Männer haben ein Risiko von 2,0 % und Frauen bei 1,3 % an Parkinson zu erkranken
  • typische Symptome: starkes Zittern, Steifheit der Muskeln und verlangsamte Bewegungen

Beim Stichwort Parkinson fällt vielen ein Name ein: Muhammad Ali († 3. Juni 2016).

Der ehemalige Boxweltmeister ist eines der prominentesten Beispiele für die Krankheit mit dem typischen Zittern. Aufgrund der motorischen Einschränkungen sind Parkinson-Patienten auf Hilfe angewiesen.

Die Zahnpflege fällt Parkinson-Patienten schwerer

Mit stark zitternden Händen lässt sich die Zahnbürste nicht mehr richtig führen und die Zähne nicht mehr optimal reinigen. Die Folge: Zahnbelag, der zu Karies und Entzündungen führt. Wie Zahnbelag die Mundgesundheit beeinflusst, lesen Sie hier: Karies, Parodontitis, Wurzelentzündung: Darum ist der Biofilm gefährlich

Mundtrockenheit begünstigt Karies und Entzündungen

Fremdwörter im nächsten Absatz:

  • Xerostomie: Bekannt als Mundtrockenheit durch reduzierten Speichelfluss.
  • Immunglobulin: Ein Eiweiß und Abwehrstoff des Körpers, der in der Muttermilch vorkommt.

Ein häufiges Problem bei Parkinson ist die Mundtrockenheit. Für die Zähne und das Zahnfleisch ist ein trockener Mund gefährlich. Der Speichel übernimmt im Mund mehrere Schutzfunktionen:

  • Er unterstützt den Zahnschmelz mit Mineralien.
  • Er spült Zähne und Zahnzwischenräume durch und entfernt Essensreste, die einen idealen Nährboden für Bakterien bilden.
  • Er transportiert wichtige Abwehrstoffe wie das Immunglobulin A, die Parodontitis bekämpfen.

Parkinson beeinflusst die Mundgesundheit auf verschiedene Art und Weise:

  • unkontrollierter Speichelfluss
  • Schluckstörungen
  • Austrocknung der Schleimhäute
  • starkes Zungenbrennen (Burning-Mouth-Syndrom)

Für Parkinson-Patienten ist es wichtig, Zahnfleischentzündung oder einer Parodontitis vorzubeugen. Die nötige Unterstützung bietet das geschulte Fachpersonal in der Zahnarztpraxis.

Wie hilft der Zahnarzt bei Parodontitis?

Bis die Wissenschaft die genauen Zusammenhänge zwischen Demenz und Parodontitis kennt, vergehen noch Jahre. Für Betroffene und Bekannte ist es Zeit zu handeln, um negative Auswirkungen auf das Gehirn zu vermeiden.

Parodontitis zum Stillstand bringen

Die Behandlung hat ein Ziel: die bakterielle Entzündung zu stoppen! Das erreichen die Zahnärzte mit gezielten Maßnahmen wie der Professionellen Zahnreinigung und einer regelmäßigen Prophylaxe.

Zukünftige Mundpflege vereinfachen

Es gibt spezialisierte Zahnärzte für Senioren oder Patienten mit degenerativen Erkrankungen. Sie haben die passenden Tipps für die optimale Pflege zu Hause, wie:

  • mit fluoridhaltiger Zahnpasta putzen
  • weiche bis mittelharte Zahnbürste verwenden
  • tägliche Mundspülung schränkt die Bildung von Zahnbelag ein
  • verständnisvolle und klare Ansprache
  • einen Vergrößerungsspiegel zur Eigenkontrolle nutzen

Tipps und Informationen zur Zahnpflege bei Senioren finden Sie in unserem Beitrag: Zahnprophylaxe für Senioren: sanft, aber auch sicher

Solange es noch keine Heilung für Alzheimer und Parkinson gibt, geht es um Schadensbegrenzung. Lässt sich der Verlauf einer Demenz durch eine gute Prophylaxe beeinflussen, heißt es für alle Betroffenen: Nutzen Sie alle Möglichkeiten!


Über den Welt-Alzheimertag 2019:

“Weltweit sind etwa 46 Millionen Menschen von Demenzerkrankungen betroffen, zwei Drittel davon in Entwicklungsländern. Bis 2050 wird die Zahl auf voraussichtlich 131,5 Millionen ansteigen, besonders dramatisch in China, Indien und den afrikanischen Ländern südlich der Sahara. Seit 1994 finden am 21. September in aller Welt vielfältige Aktivitäten statt, um die Öffentlichkeit auf die Situation von Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen aufmerksam zu machen.”
Quelle: https://www.deutsche-alzheimer.de/termine/welt-alzheimertag.html