Das Lächeln eines Babys bezaubert einfach jeden – obwohl es zahnlos ist. Kommt später das erste Zähnchen hinzu, wandelt sich der Ausdruck: Jetzt wirkt die Mimik direkt etwas kecker. Man ahnt, dass sich hier eine kleine Persönlichkeit entwickelt. Aus dem hilflosen “Würmchen” wird ein tatkräftiger Mensch. Die Redaktion von Information Mundgesundheit gratuliert mit diesem Beitrag dem neuen Erdenbürger und seinen Eltern und erläutert, was es rund um den ersten Zahn zu beachten gibt.
Das Wichtigste auf einen Blick
- Das Milchgebiss wird im ersten Drittel der Schwangerschaft angelegt.
- Vorhandene Erkrankungen wie Parodontitis oder Karies sollten bei den Eltern behandelt werden: Also ab zum Zahnarzt, bei positivem Schwangerschaftstest.
- Kieferform und Stellung der Zähne sind genetisch bedingt.
- Durchbrechende Zähne signalisieren: Der Organismus braucht bald andere Nährstoffe und darum Speisen anbieten mit Ballaststoffen, Mineralien und Vitaminen aus Gemüse, Kohlenhydraten wie Kartoffeln, Proteinen wie Fisch und Fleisch.
- Zahnpflege muss lange von den Eltern begleitet werden. Erst mit acht Jahren sind Kinder motorisch in der Lage, die Bürste optimal einzusetzen.
- Gewöhnen Sie den Nachwuchs möglichst früh an den Zahnarztbesuch und lassen Sie ihn zur Normalität werden.
- Das Zahnen fällt in die orale Phase. Giftige, spitze und kleine, verschluckbare Dinge sind absolut tabu und müssen vom Baby ferngehalten werden. “Normaler” Dreck ist unbedenklich und stärkt sogar das Immunsystem.
Noch nicht sichtbar aber bereits am Start: Das Milchgebiss
Niedlich und auch ein bisschen lustig sieht es aus, wenn das Baby sein erstes, zahnlose Lächeln verschenkt. Wer dann genau hinschaut, erkennt, dass die Kauleiste bereits wellig geformt ist. Unter dem Zahnfleisch sind die Milchzähne schon angelegt. Sie haben sich ab der sechsten bis achten Woche vor der Geburt in diesen Phasen entwickelt: Knospe, Kappe, Glocke und Krone. Dabei differenzieren sich die Zellen und bilden die Milchzähne.
Den Impuls für das Hervortreten der Zähne geben sogenannte peridontale Bänder – sie liegen im Zahnfleisch zwischen Zahn und Kieferknochen. Ihre Kollagenfasern schrumpfen, verbinden sich quer und schieben den Zahn aus der Kauleiste heraus. Quelle: Wikipedia
Wirklich entscheidende Tipps für die gezielte Stärkung des Milchgebisses eines ungeborenen Kindes gibt es nicht. Damit sich das Baby gut entwickelt, sollten Schwangere das beachten:
- Gesunde und ausgewogene Ernährung.
- Gifte wie Nikotin, Alkohol oder Medikamente (außer solche, die vom Arzt verschrieben werden) meiden.
- Bewegung und frische Luft genießen.
- Besonders sorgfältige Zahnpflege durchführen sowie den Zahnarzt im ersten und letzten Drittel der Schwangerschaft besuchen.
- Vorhandene Erkrankungen wie Parodontitis oder Karies sollten bei den Eltern behandelt werden.
Warum heißt es Milchzahn? Die Antwort ist einfach: Die ersten 20 Zähnchen sind heller und weißer als das folgende, bleibende Gebiss. Was Eltern beim Zahnen wissen sollten, hat die Redaktion von Information Mundgesundheit zusammengefasst. Im Artikel Wenn das Baby zahnt – 10 Fragen und Antworten rund um die ersten Zähne erfahren Sie unter anderem:
- Welche Zähne kommen als erste?
- Wie kann ich meinem Kind beim Zahnen helfen?
- Warum sind gesunde Milchzähne so wichtig?
- Wie pflege ich die ersten Zähnchen?
- Was sind typische Symptome beim Zahnen?
Die schönen Zähne hat sie von mir … oder nicht?
Die Form der Augen, die Länge der Beine, die Farbe der Haare – so ist auch die Stellung der Zähne erblich. Ein absolut regelmäßiges, perfektes Gebiss gehört wohl zu den Seltenheiten. Von leichten Fehlstellung bis zu Anomalien wie Vorbiss, vergrößerte Frontzahnstufe, tiefem Biss oder Kreuzbiss gibt es wirklich alles. Die Liebe zum Kind wird darunter nicht leiden; die Gesundheit des Kindes selber allerdings schon.
Darum ist bereits beim Erscheinen des ersten Zähnchens der Besuch beim Zahnarzt angeraten. Mit fachmännischem Blick werden spätere Komplikationen erkannt und vorbeugende Maßnahmen ergriffen.
Erblich ist auch die Veranlagung zur Parodontitis. Information Mundgesundheit berichtete darüber: Forscher der Berliner Charité identifizierten zwei Gen-Bereiche, die mit dem erhöhten Risiko für die Entzündung des Zahnfleischs und der Schwächung des Zahnhalteapparates zusammenhängen. Ihr Ergebnis: Das Risiko für Parodontitis kann vererbt werden!
Karies wiederum lässt sich nur bedingt auf die Gene von Mama oder Papa schieben. Die Zahnfäule entsteht grundsätzlich bei schlechter Mundhygiene, wenn Säure den Zahnschmelz angreift. Erbliche Faktoren wie verminderter Speichelfluss, die Mineralienzusammensetzung des Speichels und der PH-Wert im Mund können Kariesbakterien begünstigen.
Mit dem ersten Zahn stellt sich der Körper um auf feste Nahrung
Wunder Popo und schmerzhafte Blähungen: Babys müssen schon eine Menge aushalten – und die Eltern dazu. Die Beschwerden äußern sich in kraftvollem Gebrüll, das die Nerven strapaziert und den Schlaf dezimiert. Auslöser für diese Symptome ist die Umstellung des kleinen Organismus auf die jeweilige Nahrung. Für den Start ist Muttermilch ideal: Sie bietet alle Nährstoffe, ist immer perfekt temperiert und “griffbereit”. Trotzdem muss sich der Winzling mit ihr auseinandersetzen:
- Die Bakterienflora bildet sich in den ersten Lebensmonaten aus.
- Der Darm muss lernen, die Nahrung fortzubewegen.
- Beim Trinken schluckt das Baby Luft und die drückt.
- Bei Milch aus der Flasche ist es übrigens nicht anders.
Der nächste “Lerneffekt” kommt mit dem ersten Milchzähnchen und der Beikost. Das Durchbrechen der Zähne ist quasi ein Signal, auf festere Kost und somit auf andere Nährstoffe umzusteigen. Inzwischen bewegt sich der kleine Mensch mehr und benötigt darum andere Energiequellen. Außerdem sind die Eisenvorräte des Babys nach sechsmonatiger Stillzeit verbraucht und müssen für den steigenden Bedarf in der zweiten Hälfte des ersten Lebensjahres aufgefüllt werden. Zwischen dem fünften und siebten Monat legt man darum mit dem Füttern los.
Damit sich die Verdauung einstellen kann, beginnt man mit einem Brei aus Gemüse, erweitert diesen um Kartoffeln plus ein paar Tropfen Öl und fügt später Fleisch oder Fisch hinzu. Später kommen ein abendlicher Milch-Getreide-Brei sowie ein Obst-Getreide-Brei am Nachmittag hinzu.
Tipp: Für das Baby einfach pürieren, was die Familie isst, und als Brei füttern. Im Bauch hatte der Nachwuchs bereits die kulinarischen Vorlieben der Mutter kennengelernt und sich daran gewöhnt. So stehen die Chancen gut, dass auch der Brei schmeckt. Achtung: Zuerst die Portion fürs Baby pürieren und anschließend die Speisen fürs Familienessen würzen. Babynahrung darf, wenn überhaupt, nur mäßig Salz und Zucker enthalten.
Allerdings begleiten viel Gepupse und Gezeter des Babys auch diese Phase der Umgewöhnung – hinzu kommt das permanente Zahnen. Der Prozess zieht sich bis ins zweite Lebensjahr, schmerzt und macht das Kind unruhig. Da ist es gut, weiter zu stillen oder die Flasche zu geben: Die Rituale beruhigen Kind und Mutter – die allerding aushalten muss, dass die kleinen Zähnchen beim Stillen in die Brustwarze beißen.
Die ersten Mahlzeiten verlaufen chaotisch. Nicht jedes Baby findet einen Löffel oder den Geschmack sowie die Textur von Brei super. Es wird viel gekleckert und gespuckt. Am besten kleidet man sich selbst und das Kind in alte Klamotten, die verflecken dürfen. Ist das Kind älter, will es alleine essen. Auch jetzt gilt: Nerven behalten und machen lassen. Kinder, die ihre Mahlzeit selber entdecken und Erwachsene nachahmen, sind zwar verschmiert aber zufrieden.
Welchen Einfluss hat das Stillen auf die Entwicklung der Zähne? Stillen fördert die Entwicklung von Zähnen, Kiefergelenken und Muskulatur:
- Das Saugen kräftigt Kiefer, Lippen und Zunge.
- Die Kopf- und Halsmuskulatur wird gestärkt.
- Zahn- und Kieferfehlstellungen wird vorgebeugt.
Putzmunter: Das erste Zähnchen schon pflegen
Die Verantwortung für die Zahnpflege liegt lange bei den Eltern. Erst im Alter von acht Jahren sind Kinder in der Lage, ihre Zähne selbstständig und wirklich sorgfältig zu putzen.
- Für die Pflege der ersten Zähnchen bietet sich ein Putzfingerling an.
- Es sollte fluorid-reduzierte Zahnpasta mit einem Gehalt von 500 ppm verwendet werden, die beim Verschlucken ungefährlich ist – Babys können ja noch nicht ausspucken.
- Ist das Milchgebiss komplett, muss morgens und abends geputzt werden – jetzt mit einer weichen Kinderzahnbürste und einer Zahnpasta mit einem Fluoridgehalt von 1000 ppm. Die Hilfe der Eltern ist immer noch gefragt.
- Ab dem sechsten Lebensjahr kann eine Zahnpasta für Erwachsene verwendet werden. Eltern sollten die Kinder beim Putzen nach wie vor unterstützen.
Beißen tut gut beim Zahnen. Bevor die Zähnchen beim Baby durchbrechen, ist das Zahnfleisch geschwollen – Kauen und Beißen entlastet durch Gegendruck. Dafür geeignet sind Lieblingsspielsachen, ein Stück harte Brotrinde, ein Beißring, Apfel oder Möhre – jeweils gekühlt.
Mit dem ersten Zähnchen: die Premiere beim Zahnarzt
Den Grundstein für ein Leben mit gesunden Zähnen legen Sie schon vor der Geburt des Kindes. Zahnärzte empfehlen einen Vorsorgetermin zu Beginn der Schwangerschaft. Ihr Zahnarzt kontrolliert, ob Zähne und Zahnfleisch in Ordnung sind und wird gegebenenfalls handeln. Wenn sich die Schwangerschaft stabilisiert hat, sollten – abgesehen von Prophylaxemaßnahmen – nur dringend erforderliche Zahnbehandlungen durchgeführt werden.
Praktisch: der zahnärztliche Kinderpass. Schwangere erhalten ihn schon vor der Geburt, wenn sie selber zum Zahnarzt gehen. Der Mediziner unterstützt die werdende Mutter. Durch die hormonelle Umstellung ist ihr Zahnfleisch empfindlich und kann schneller bluten. Geeignete Pflege beugt der Parodontitis vor. Ebenfalls wichtig für den neuen Erdenbürger: Je weniger Kariesbakterien sich im Mund der Mutter (der Eltern) befinden, desto geringer ist die Gefahr der Infektion für das neugeborene Kind.
In dieser Zeit erfahren Eltern auch, was sie zu Themen wie Karies oder Zahnschmelzdefekten wissen sollten und wie der Nachwuchs optimal auf die späteren Zahnarztbesuche vorbereitet wird. Kinderzahnärztin Meike Wenzlaw von der Praxis Dentolino – Kinderzahnarzt in Ulm hat dazu einige praktische Tipps.
Besuchen Sie ruhig so früh wie möglich Ihren Kinderzahnarzt, auch wenn keine Untersuchung ansteht: So gewöhnt sich das Kind schon früh an die regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen und Sie erhalten praktische Tipps zur Zahnpflege für die Kleinen. Rechtzeitige Kontrollen ab dem ersten Zahn sind wichtig, um Probleme während der Ausbildung des Gebisses zu erkennen und vorzubeugen.
Vorbereitung des ersten Zahnarztbesuchs zuhause: Eltern dürfen und sollen ihr Kind zuhause auf den ersten Zahnarztbesuch vorbereiten, indem sie ihrem Kind z. B. ein Kinderbuch über den Besuch beim Zahnarzt vorlesen oder gemeinsam mit ihrem Kind die Zähne des Kuscheltiers untersuchen und zählen. Wenn Eltern zuhause mit ihrem Kind über den Zahnarztbesuch sprechen, sollten sie darauf achten, dass sie Formulierungen wie ,,Du brauchst keine Angst zu haben” oder ,,Es tut bestimmt nicht weh” vermeiden.
Am Tag des Zahnarztbesuchs: Eltern sollten sich für den ersten Zahnarztbesuch genügend Zeit nehmen und den Termin nicht zwischen andere Termine quetschen. Vor allem für kleine Kinder ist es wichtig, dass sie eine neue Umgebung in Ruhe erkunden können. Wichtig ist allerdings auch, dass Eltern aus dem Zahnarztbesuch kein besonderes Ereignis machen und dem Kind schon gar keine Belohnung versprechen. Dies setzt das Kind zu sehr unter Druck.
Nicht in den Mund stecken! Hysterie oder Schutz?
Funktioniert der Handgreifreflex, dauert es nicht lang, bis das ergatterte Objekt zum Mund geführt wird – egal, was es ist. Wie tolerant oder restriktiv sollte man sein? Klar: Scharfe und spitze Gegenstände verbieten sich genauso wie kleine Dinge, die verschluckt oder in Nasenloch oder Ohrmuschel verschwinden können. Außerdem muss alles Giftige außer Reichweite liegen.
In den ersten sechs Monaten sollte man besonders auf eine gründliche Hygiene achten. Dazu gehört:
- die Brust vor dem Stillen reinigen
- die Hände vor dem Kontakt mit dem Baby waschen
- Schnuller, Trinkflasche und Beißring gründlich säubern oder sterilisieren – nie selber ablutschen! So übertragen sich zum Beispiel Karieskeime auf das Kind.
Und wenn das Kind älter wird – rollt, krabbelt, greift? Ist es schlimm, wenn das Krabbelkind an einem Stöckchen knabbert? Oder die Fellflusen des Nachbarhundes in den Mund steckt? Nein, ist es nicht. Erwachsene ekeln sich vielleicht. Aber es ist erwiesen, dass Dreck sowie der Kontakt zu Tieren das Immunsystem stärken und das Allergierisiko senken. Ansonsten sollte eine normale Sauberkeit im Haushalt herrschen.
TIPP: Ein Erste-Hilfe-Kurs am Kind gibt Sicherheit in gefährlichen Situationen. Neben dem Verhalten bei Knochenbrüchen oder Schock wird beispielsweise auch das Thema Vergiftung behandelt. Medizinische Vorkenntnisse sind nicht erforderlich. Eine sinnvolle Aktivität für Eltern und alle betreuenden Personen.