Jeder Heimwerker kennt das: Wer Dübel und Schraube fest miteinander verbinden möchte, der benötigt ein feste Wand. Ohne ein stabiles Fundament geht es einfach nicht. Das gilt in gleichem Maße für Zahnersatz, der auf Implantaten befestigt werden soll. Wenn der Kieferknochen nicht genügend Substanz für die künstliche Zahnwurzel bietet, muss nachgeholfen werden. Mit einem Knochenaufbau schaffen erfahrene Zahnärzte, Implantologen und Oralchirurgen die Voraussetzungen für eine Implantation. Wir erklären, wie es funktioniert.

Für sichere Implantate muss die Knochenqualität stimmen

Unsere Zähne stehen sicher und fest im sogenannten Parodont. Der Zahnhalteapparat tut das, was er soll: Er hält die Zähne an Ort und Stelle. Ohne genügend Knochensubstanz könnte uns ein beherzter Biss in den Apfel ein paar Zähne kosten.

Auch Zahn-Implantate brauchen ein bestimmtes Knochenvolumen und eine gute Knochenqualität, um Kronen, Brücken und Prothesen sicher tragen zu können. Doch manchmal fehlt es an Substanz im Ober- oder Unterkiefer. Gründe dafür können unter anderem sein:

  • jahrzehntelanges Rauchen
  • eine nicht geschlossene Zahnlücke
  • das jahrelange Tragen einer Vollprothese
  • Stoffwechselerkrankungen
  • eine unbehandelte Parodontitis

„Misst der Kieferkamm weniger als acht Millimeter Höhe und fünf Millimeter Breite, muss der Zahnarzt das Knochenvolumen durch eine spezielle Technik – die Augmentation – aufbauen“, schreibt die Deutsche Gesellschaft für Implantologie im Zahn-, Mund- und Kieferbereich (DGI). Was ist ein Zahnimplantat?

Körpereigener Knochen für mehr Substanz

Wie stark der Knochen ist, finden Zahnärzte zum Beispiel mit Hilfe eines Digitalen Volumentomographen (DVT) heraus. Auf den 3D-Aufnahmen des modernen Röntgengeräts sehen die Mediziner, an welchen Stellen der Knochen stark genug ist und wo ein Knochenaufbau für eine Verdickung des Knochens sorgen muss. Dafür stehen verschiedene Materialien zur Verfügung:

  • körpereigener Knochen aus dem Ober- oder Unterkiefer
  • künstlich hergestelltes Knochenersatzmaterial
  • Knochenersatz aus tierischem oder pflanzlichem Gewebe

Früher haben Implantologen und Zahnärzte oft Knochen aus dem Beckenkamm als Ersatzmaterial verwendet. Das war für die Patienten eine langwierige Angelegenheit, die mit einem stationären Aufenthalt verbunden war.

Die Entnahme kleinerer Knochenteilchen aus dem hinteren Bereich des Ober- oder Unterkiefers findet hingegen ambulant und unter Narkose in der Zahnarztpraxis statt. Die kleinen Splitter werden dort eingefügt, wo das Implantat später seinen Platz haben soll.

Methoden für den Knochenaufbau vor einer Implantation

Generell kann man zwischen folgenden Methoden zum Knochenaufbau unterscheiden:

Knochenaufbau während der Implantation: Es ist möglich, den Knochen während der Implantation zu verdicken. Dafür werden beim Bohren in den Kieferknochen Knochenspähne aufgefangen und zur Verstärkung des Knochens genutzt.

Sinuslift: In komplizierteren Fällen wird der Knochen im Oberkiefer mit Hilfe eines sogenannten Sinuslift verdichtet. Dabei hebt der Implantologe den Boden der Kieferhöhle an und verstärkt somit die entsprechende Stelle für das Implantat. Der Eingriff kann in der Regel gleichzeitig mit der Implantation erfolgen.

Knochenchips züchten: Bei Sinuslift-Operationen setzen Implantologen mittlerweile häufig gezüchtete Kieferknochentransplantate ein. Dafür wird dem Patienten ein etwa ein Zentimeter großes Stück Kieferknochen entnommen. Im Labor produzieren die Mediziner daraus anschließend neues Knochengewebe. Am Ende entstehen Knochenchips von etwa einem Zentimeter Durchmesser und drei Millimetern Dicke. Je nach Größe des Defekts im Kieferknochen, können mehrere solcher Chips gezüchtet werden.

Spreizung des Knochens: Wenn der Kieferknochen zu schmal ist, kann der Zahnarzt mit Hilfe einer Knochenspreizung helfen. Dabei spreizt er den Knochen an der Stelle, wo das Implantat eingesetzt werden soll und füllt Knochenersatzmaterial in den Spalt.

Dehnung des Knochens: Ist der Kieferknochen nicht hoch genug, dehnt der Implantologe den Knochen vorsichtig mit kleinen Schrauben und regt somit das Knochenwachstum an. In die entstandene Fuge wird Knochenersatzmaterial gefüllt.

Eigenblut-Behandlung: Dafür wird dem Patienten eine geringe Menge Blut entnommen, aus dem die Mediziner Blutplasma gewinnen. Diese Methode nennt sich deshalb Plasma Rich in Growth Factors (PRGF). Zusammen mit dem Knochenersatzmaterial beschleunigt das Plasma die Regeneration des geschädigten Kieferknochens.

Vor allem beim Sinuslift benötigt der Knochen Zeit, um an Substanz zuzulegen. „Je nach Ausmaß des Eingriffes muss man in diesen Fällen zwischen drei und neun Monaten warten, da der menschliche Knochen langsam wächst“, schreibt die Initiative proDente. Bei den anderen Methoden ist es schwer, einen Zeitrahmen zu nennen. Hier sollten Sie mit Ihrem Zahnarzt sprechen, um die beste Wahl für Ihre Gesundheit zu treffen.

Implantate sind auch ohne Knochenaufbau möglich

Doch Sie müssen nicht unbedingt so lange auf Ihre neuen Zähne warten. Es gibt Behandlungsmethoden, bei denen in der Regel kein Knochenaufbau nötig ist, um Sie mit Implantaten zu versorgen.

Implantate – Zahnersatz für mehr Lebensqualität

Oft ist die Behandlung sogar an einem Tag möglich. Sie kommen morgens in die Praxis und verlassen sie am Abend mit einem festsitzenden und belastbaren Zahnersatz.

Zygoma-Implantate: Bei Knochenschwund im Oberkiefer können Zygoma-Implantate als Basis für sicheren Zahnersatz dienen. Zygoma-Implantate sind länger als die konventionellen künstlichen Zahnwurzeln. Sie werden im Jochbein des Patienten verankert und sind nach dem Eingriff sofort belastbar.

Keine Sorge vor dem Knochenaufbau

Sprechen Sie mit Ihrem Zahnarzt über die Möglichkeiten, Knochen aufzubauen. Sie müssen sich keine Sorgen machen: Die Methoden sind bewährt und haben schon tausenden Patienten geholfen. Ihr Fachmann aus der Praxis informiert Sie sicher auch gerne zu einer schmerzfreien Behandlung durch Narkose. Sehen Sie es doch als Training für das genussvolle Leben mit Zahnimplantaten. Bevor es losgehen kann, muss der Knochen sich zunächst auf die neuen Herausforderungen vorbereiten. Ihr Zahnarzt ist Ihr Trainingspartner.

information mundgesundheit klärt auf: Wenn der Kieferknochen nicht genügend Substanz für die künstliche Zahnwurzel bietet, muss nachgeholfen werden. Mit einem Knochenaufbau schaffen erfahrene Zahnärzte, Implantologen und Oralchirurgen die Voraussetzungen für eine Implantation.