Um noch besser zu werden, haben sich Fußballer schon Pflaster auf die Nase geklebt und sind barfuß über glühende Kohle gelaufen. Auch den Sportmundschutz hat man in der Fußball-Bundesliga schon bei einigen Spielern gesehen. Vorbild war wohl Superstar Cristiano Ronaldo, der sich durch die Zahnschiene noch bessere Leistungen erhoffte. Was ist dran am Mythos rund um den Sportmundschutz als Doping für schnellere Beine und stärkere Muskeln? Wir klären die Frage im Blog.


Mehr Leistung durch den Sportmundschutz?

Bei Boxern und Eishockeyspielern gehört der Zahnverlust zum Berufsrisiko. Ohne Sportmundschutz steigt hier niemand in den Ring oder schnallt sich die Kufen an die Füße. Doch auch Schwimmer und Golfer tragen hin und wieder Zahnschienen. Dabei haben ihre Zähne eher wenig zu befürchten. Ihnen geht es auch nicht um Schutz, sondern vielmehr um Leistung. Sie sind der Überzeugung, dass die spezielle Schiene ein paar Prozentpunkte mehr aus ihnen herauskitzeln kann.

In folgenden Sportarten ist ein Sportmundschutz sinnvoll. (Empfehlung der DGZMK).

  • American Football
  • Boxen
  • Fußball
  • Geräteturnen
  • Reiten
  • Rugby

Vielleicht haben die Sportler die Ergebnisse der Studie überzeugt, in der Mediziner den Zusammenhang zwischen einem Sportmundschutz bei Boxern und dem Leistungsvermögen untersucht haben. Tatsächlich kamen sie zu der Erkenntnis, dass sich das Tragen eines speziellen Mundschutzes auf die Beweglichkeit der Hals-, Brust- und Lendenwirbelsäule auswirken kann. Die Schiene soll die Statik des Sportlerkörpers sogar verbessern können.

Dr. Christian Scheytt von den Zahnärzten im Wengentor Ulm schätzt die Ergebnisse der Studie für Information Mundgesundheit ein.

Dr. Christian Scheytt, Zahnärzte im Wengentor Ulm“Unsere Zähne und die Kiefergelenke haben einen großen Einfluss auf das körperliche Leistungsvermögen. Sicherlich kann ein Sportmundschutz das Zusammenspiel zwischen Gebiss und dem Halteapparat minimal beeinflussen. Ich würde aber nicht so weit gehen und sagen: Durch das Tragen eines Mundschutzes bringt der Sportler bessere Leistungen. Dafür sind die Auswirkungen einfach zu gering.”

Warum ein Sportmundschutz?

Schaden kann ein Mundschutz jedenfalls nicht – auch wenn er nur das tut, wofür er eigentlich hergestellt wurde: Die Zähne vor einem Zahnunfall schützen. Laut Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde e.V. sinkt die Verletzungsrate mit Mundschutz beim Sport um bis zu 60 Prozent!

Zahnunfall-Statistik

  • Zwei Drittel aller Zahnunfälle ereignen sich Zuhause, auf dem Spielplatz oder beim Sport.
  • 30 Prozent der Zahnverletzungen betreffen das Milchzahngebiss, 20 Prozent die bleibenden Zähne.
  • Individuelle Folgekosten nach Verlust eines Frontzahnes in jungen Jahren: ca. 10.000 bis 20.000 Euro.

Besonders bei Kontaktsportarten ist der Zahn schneller draußen, als es gesund ist. Aber auch die Zähne von Kraftsportlern brauchen Schutz. Beim Stemmen von Hanteln und schweren Gewichten wirken extreme Kräfte auf das Gebiss. Dadurch kann sich das Zahnfleisch entzünden – im schlimmsten Fall droht der Zahnverlust.

#FragDenZahnarzt: Dicker Bizeps und kaputte Zähne: Wenn Kraftsportler zubeißen!

Und mit Lücke lächeln nicht einmal die ganz harten Kerle gerne. Sollten sie auch nicht, denn sie wissen: Ein fehlender Zahn kann schnell zum Gesundheitsproblem werden, wenn die Lücke nicht schnell genug geschlossen wird.

Folgen von Zahnverlust können sein:

  • Benachbarte Zähne kippen in die Lücke
  • Ober- und Unterkiefer passen nicht mehr aufeinander
  • Kieferknochen verliert an Substanz durch fehlende Belastung

Hier kommen deshalb im besten Fall Zahnimplantate zum Einsatz. Die künstlichen Zahnwurzeln und der individuell passende hochwertige Zahnersatz sind für Sportler und Nicht-Sportler eine prima Alternative für verlorengegangene Zähne. Darüber hinaus leistet diese Kombination einen wichtigen Beitrag zu einer gesunden und ausgewogenen Ernährung – weil der Sportler mit ihnen auch Nüsse, hartes Obst und Gemüse essen kann. So als wären es die echten gesunden Zähne.

Was muss ein Sportmundschutz können?

Wenn sich ein Sportler über ein Zahnimplantat Gedanken macht, hat er den Mundschutz wahrscheinlich nicht getragen. Vielleicht hat er es vergessen, vielleicht passt der Mundschutz auch nicht richtig und behindert ihn. Deshalb sollte der Mundschutz immer individuell vom Zahnarzt angepasst werden.

Dr. Christian Scheytt, Zahnärzte im Wengentor UlmDr. Christian Scheytt, Zahnärzte im Wengentor Ulm:

„Am Wichtigsten ist, dass der Mundschutz dem Sportler perfekt passt. Er darf ihn im Wettkampf nicht bemerken. Nur dann wird er ihn auch regelmäßig tragen. Deshalb stellen wir den Mundschutz in Zusammenarbeit mit erfahrenen Zahntechnikern her. Die Schiene wird individuell an das Gebiss des Sportlers angepasst. Dafür verwenden wir nur gut verträgliche Werkstoffe. Wir können die Form auch nachbessern, wenn der Sportler im Wettkampf bemerkt, dass der Mundschutz noch nicht ganz perfekt sitzt.“

Der Zahn ist draußen – und jetzt?

Meistens kracht es genau dann, wenn der Mundschutz in der Trainingstasche vergessen wurde. Wenn er dort zusammen mit einer Zahnrettungsbox liegt, ist es für den ausgeschlagenen Zahn vielleicht doch noch nicht zu spät. Vorausgesetzt der Sportler und sein verlorener Zahn finden wieder schnell zueinander. Ausgeschlagene Zähne trocknen innerhalb weniger Minuten aus.

Zahnunfall: Verhaltensregeln für den Notfall

  • Mit Stofftaschentuch oder sterilem Verbandsmaterial Druck auf Wunde ausüben, um Blutung zu stoppen
  • Weitere lockere Zähne nicht berühren
  • Ausgeschlagenen Zahn oder Teile davon suchen
  • Den Zahn nur an der Krone anfassen
  • Verschmutzungen nicht entfernen
  • Den Zahn in die Zahnrettungsbox legen, alternativ in H-Milch oder isotonische Kochsalzlösung
  • Nicht in den Mund, Wasser oder ein feuchtes Taschentuch legen!
  • Zahnarzt aufsuchen!

Den Stress können sich Sportler ersparen, wenn sie vorsorgen und eine Schiene tragen. Dieses Gesundheitsdoping für die Zähne ist durchaus erlaubt!