Immer noch können viele von uns die Finger nicht vom Glimmstängel lassen – 20,8 Prozent der Frauen und 27,0 Prozent der Männer in Deutschland rauchen. Die Sucht nach Tabak und ihre Folgen kostet etwa 120.000 Menschen hierzulande jedes Jahr das Leben. Noch mehr dürften in ihrer Gesundheit eingeschränkt sein. Was die Raucherei speziell für Zähne und Zahnfleisch bedeutet, fassen wir zum Weltnichtrauchertag (31.Mai) hier zusammen.
Das Wichtigste auf einen Blick:
- Rauchen erhöht unter anderem das Risiko für Karies und Entzündungen wie die Parodontitis.
- Raucher haben ein bis zu fünfmal höheres Risiko an Krebs in der Mundhöhle zu erkranken als Nichtraucher.
- Durch ständigen Nikotinkonsum entstehen Verfärbungen auf den Zähnen, die sich durch Zähneputzen nicht entfernen lassen.
- Auch junge Menschen verlieren durch das Rauchen häufiger Zähne – laut einer Studie mit einem 2,5- bis 3,6-fach erhöhtem Risiko.
- Kinder leiden häufiger an Karies, wenn die Eltern oder Menschen in ihrem sozialen Umfeld Raucher sind.
Parodontitis und Rauchen: Aufhören und die Gesundheit schützen
Die meisten Menschen glauben, dass ihr Zahnfleisch völlig gesund ist, wenn es nicht blutet. Eine Parodontitis muss sich allerdings nicht über dieses Signal zeigen! Die Entzündung des Zahnhalteapparates kann lang ohne Komplikationen bestehen.
Bei Rauchern kommt folgendes hinzu: Nikotin verengt die Blutgefäße und verschlechtert die Durchblutung im Mundraum. Bis zum nächsten Zahnarztbesuch entwickelt sich die Parodontitis unbemerkt weiter und nimmt den gesamten Körper in Beschlag.
Fakten zu Parodontitis und Rauchen:
- bis zu 15mal höheres Risiko für Parodontitis
- erhöhte Gefahr für Zahnverlust
- schlechtere Therapiechancen bei Parodontitis
- erhöhtes Risiko für Mundhöhlenkrebs sowie andere Erkrankungen wie Rheuma, Diabetes, Herzinfarkt und Schlaganfall durch Parodontitis
Parodontitis ist der häufigste Grund für frühzeitigen Zahnverlust bei Erwachsenen und kann eine Kettenreaktion auslösen. Forscher der American Heart Association fanden heraus, dass der Zahnverlust ab 45 Jahren das Risiko für Herz- und Kreislauf-Erkrankungen um bis zu 25 Prozent steigen lässt.
Mehr Wissen: Zahnverlust trifft Dauer-Qualmer wesentlich häufiger. Das hat eine Langzeitstudie des Deutschen Instituts für Ernährungsforschung (DIfE) herausgefunden. Im Vergleich zu Nichtrauchern haben Raucher demnach ein 2,5- bis 3,6-fach erhöhtes Risiko für Zahnverlust – auch in jungen Jahren.
Karies und Rauchen: Wer raucht, hat häufiger Karieslöcher
Wenn Keime den Zahnschmelz zerstören und ins Innere des Zahnes vordringen, sprechen wir von einer Karies und massiven Schäden bis zum Zahnverlust. Auslöser ist Säure aus umgewandelter Stärke oder Zucker. Sie greift die Zahnoberfläche an und macht den Weg frei für die schädlichen Bakterien.
Raucher sind häufiger betroffen als Nichtraucher: Ihr Speichel ist so verändert, dass er die Bakterienbildung begünstigt. Sogar die Kinder von Rauchern sind häufiger von Karies betroffen wie wissenschaftliche Studien zeigten.
Mehr Wissen: Passivrauchen erhöht Risiko für Karies bei Kindern. Japanische Wissenschaftler haben herausgefunden, dass das Kariesrisiko bei Kindern durch Passivrauchen steigt. Dazu untersuchten sie 76.920 Kleinkinder, die zwischen 2004 und 2010 in Kobe geboren wurden. Bei gesundheitlichen Check-Ups nach der Geburt und im Alter von 4, 9, 18 Monaten und 3 Jahren verglichen sie das Kariesvorkommen an den Milchzähnen mit dem Rauchverhalten in den Haushalten. Die Ergebnisse: Das Kariesrisiko im Alter von 3 Jahren lag bei 14 Prozent, wenn kein Raucher in der Familie war. Bei 20 Prozent bei einem Raucher im Haushalt, aber ohne Anzeichen einer Belastung durch Zigarettenrauch und bei rund 27,6 Prozent durch Passivrauchen.
Implantate und Rauchen: Kein gutes Duo
Wenn Zähne verloren gehen, können Zahnimplantate die Lücke im Gebiss schließen. Doch bei Rauchern ist die Aussicht auf festen Biss mit einem sicheren Zahnersatz reduziert. Laut Bundeszahnärztekammer haben Raucher ein doppelt so hohes Risiko für Implantatverlust. Die Wunde heilt schlechter und das Implantat kann nicht richtig einwachsen.
Vor allem fördert Nikotin den Knochenverlust durch Entzündungen. Bestandteile des Tabakrauchs verringern die körpereigenen Abwehrkräfte und beeinträchtigen das Gewebe im Zahnhalteapparat.
Die gute Nachricht: Wer mit dem Rauchen aufhört, kann das Risiko relativ schnell wieder senken. Innerhalb von zehn Jahren soll es sogar möglich sein, auf das Risikoniveau eines Menschen zu kommen, der noch nie geraucht hat.
Deshalb haben Raucher oft Mundgeruch
Für einen frischen Atmen haben gesunde Menschen immer etwas dabei: ihren Speichel. Der hält die Mundhöhle feucht und beseitigt Speisereste, die nach dem Essen hängen bleiben. Das Rauchen bremst die Produktion von Speichel ein. Der Mund wird schneller trocken und Essensreste faulen vor sich hin, wenn nicht geputzt wird. Recht schnell stellt sich Mundgeruch ein.
Das ist nicht nur unangenehm, sondern auch ungesund. Der Speichel ist der natürliche Schutzfilm für unsere Zähne. Er führt wichtige Mineralien zu, wenn Säure den Zahnschmelz angegriffen hat. Unsere Spucke ist damit auch ein wichtiger Helfer bei der Vorbeugung von Karies.
Wie Rauchen die Zähne verfärbt
Ganz selten lächelt uns noch ein Raucher mit strahlend weißen Zähnen von einer Plakatwand an – die Werbung fürs Qualmen ist stark reglementiert. Solche Ikonen für lockeren Lifestyle gehörten eigentlich ins Reich der Märchen: Neben Rotwein und Tee stehen Zigaretten ganz weit oben auf der Liste der Dunkelmacher von Zähnen.
Die Inhaltsstoffe der Zigarette lagern sich als Partikel auf der Zahnoberfläche ab. Die Farbpigmente dringen bei regelmäßigem Rauchen so tief in den Zahnschmelz und das Dentin ein, dass die Verfärbung durch die normale Zahnpflege zuhause nicht mehr beseitigt werden kann. Hier hilft nur ein Zahnbleaching!
Raucher-Zahncremes schaden dem Zahnschmelz
Wer eine Packung Zigaretten am Tag raucht, inhaliert pro Jahr etwa eine Tasse Teer. Das geht nicht nur auf die Lungen, sondern auch auf Kosten der Zahnfarbe. Deswegen sind bei Rauchern besondere Zahncremes angesagt, die selbst bei einem regelmäßigen Zigarettenkonsum das perfekte Lächeln mit weißen Zähnen versprechen.
Darunter leidet meist der Zahnschmelz. Die Raucher-Zahncremes enthalten in der Regel viele grobe Putzkörper, die den hartnäckigen Zahnbelag entfernen sollen. Damit schmirgeln sich die Betroffenen aber nur den Zahnschmelz weg! Die eingelagerten Pigmente lassen sich so nicht lösen. Auf lange Sicht führt das zu empfindlichen Zähnen und einem erhöhten Kariesrisiko.
Raucherzähne sind oft empfindlicher
Nicht nur optisch leiden Raucherzähne an den Folgen des blauen Dunstes. Durch das Rauchen wird das Zahnfleisch weniger durchblutet. Schadstoffe wie Nikotin und Teer schnüren den Sauerstoff ab, den das Zahnfleisch dringend benötigt. Dadurch zieht es sich zurück und legt die Zahnhälse frei.
Das merken wir meistens dann, wenn etwas Heißes oder Kaltes an die Zähne kommt und es wie ein Blitz durch den Körper schießt. Schmerzempfindliche Zähne können auch ein Hinweis auf eine Entzündung sein, vor der das Zahnfleisch zurückweicht.
#FragDenZahnarzt: Warum schmerzen die Zähne bei Hitze oder Kälte?
Rauchen und Mundhöhlenkrebs
Rauchen verändert das Erbgut von Zellen – und vor allem in der Lunge sind die Auswirkungen dramatisch. Pro Jahr verursacht der Zigarettenkonsum bis zu 150 Mutationen im Erbgut jeder einzelnen Zelle in der Lunge. Diese Mutationen können bis zu 17 Krebsarten begünstigen. Zu diesen Ergebnissen kamen Biologen des Los Alamos National Laboratory in New Mexico.
- Laut Bundeszahnärztekammer haben Raucher ein fünfmal so hohes Risiko an Krebs in der Mundhöhle zu erkranken wie Nichtraucher. Je mehr Zigaretten täglich verqualmt werden, desto größer wird die Gefahr. Besonders in Kombination mit Alkohol ist das Rauchen ein echter Krankmacher. Wer täglich mehr als zwei Gläser Alkohol trinkt, erkrankt bis zu 13-mal so häufig an Mundhöhlenkrebs wie Nichtraucher.
E-Zigaretten: Auch hier qualmt das Risiko mit
Diverse Studien haben ergeben, dass auch E-Zigaretten gefährliche Krankheiten im Mundraum verursachen können. Durch das Dampfen werden Proteine freigesetzt, die Zellen schädigen und die Entstehung von Krankheiten begünstigen können. Bei jedem Zug atmet der Raucher einen Mix aus verschiedenen Chemikalien, Aromen und Nikotin ein.
Rauchen abgewöhnen – aber wie?
Wer es nicht schafft, von den Zigaretten wegzukommen, kann es mal mit Nikotinersatz-Präparaten versuchen. Das sind zum Beispiel Kaugummis, Tabletten oder Pflaster, die dem Körper für begrenzte Zeit Nikotin zuführen, allerdings ohne schädliche und giftige Begleitstoffe des Zigarettenrauchs.
Das Geld für Zigaretten lieber in die Vorsorge stecken
Rauchen ist ein inzwischen ein teures Vergnügen – in jeder Hinsicht. Man zahlt nicht nur mit der Gesundheit, sondern auch der Geldbeutel wird geschröpft. So gibt es Vorschläge aus dem Jahr 2019 des Bundesfinanzministeriums, die Tabaksteuer ab 2020 in fünf jährlichen Schritten anzuheben. Der deutsche Staat soll so 1,2 Milliarden Euro einnehmen.
Wie gut könnte man das Geld für den Tabakkonsum in die eigene Gesundheitsvorsorge investieren! Sicherlich ist es schwer, solch eine Gewohnheit abzulegen. Aber die Zahlen sprechen für sich! Die Krankenkassen informieren zum Beispiel zur Raucherentwöhnung.
Laut Statistik des Deutschen Zigaretten Verbandes lag Deutschland im Jahr 2017 mit einem Durchschnittspreis von 5,65 € im oberen, europäischen Drittel. Am teuersten ist demnach die Qualmerei in Norwegen mit 11,24 € und am günstigsten in Weißrussland mit 0,43 €. Es gibt ein Gefälle von Nord-West nach Süd-Ost.
Regelmäßige Prophylaxe ist für Raucher Pflicht
Wer die Folgen kennt und trotzdem fröhlich weiterpafft, sollte sich wenigstens regelmäßig vom Zahnarzt auf Zähne und Zahnfleisch schauen lassen. So fallen ungesunde Veränderungen an der Mundschleimhaut und den Zähnen schnell auf und können noch rechtzeitig behandelt werden.
- Eine professionelle Zahnreinigung (PZR) sollte dazu mindestens zweimal im Jahr für saubere Verhältnisse auf Raucherzähnen sorgen. Dabei entfernen speziell ausgebildete Mitarbeiter schädlichen Zahnbelag von der Zahnoberfläche, aus den Zwischenräumen und auf der Zunge. Auch leichtere Verfärbungen verschwinden in der Regel durch die PZR.
Und wenn Sie die Folgen für die Gesundheit nicht abschrecken – dann vielleicht die Auswirkungen für die Gesundheit Ihrer Liebsten: Pro Jahr sterben in Deutschland rund 3300 Menschen durch Passivrauchen. Darunter sind knapp 60 Säuglinge, die zuhause einem erheblich hohen Rauchgehalt ausgesetzt sind.
Zum Weltnichtrauchertag:
Die Weltgesundheitsbehörde und ihre globalen Partnerorganisationen begehen am 31. Mai den Weltnichtrauchertag. Im Jahr 2019 lautet der Schwerpunkt “Tabakkonsum und Lungengesundheit”. Man rückt die vielfältigen Erkrankungen der Lungen wie Lungenkrebs und chronische Atemwegserkrankungen durch Aktiv- und Passivrauchen in den Fokus der öffentlichen Wahrnehmung.