Unseren Beißerchen muten wir schon einen Menge zu: Mit der Zahnbürste wird fester geschrubbt als notwendig und süße Getränke verwandeln sich in angriffslustige Säure. Die Härte des Schmelzes lässt Zähne stabil und robust wirken. Dabei sind sie so empfindlich wie der gesamte Organismus und reagieren mit Schmerz, wenn wir sie langfristig schlecht behandeln. Zum Tag der Zahnschmerzen am 9. Februar fühlt Information Mundgesundheit dem Schmerz auf den Zahn.
Das Wichtigste auf einen Blick
- Der harte Zahnschmelz hat keine Schmerzrezeptoren. So können wir störungsfrei essen und das reizempfindliche Zahninnere ist geschützt.
- Reize wie Kälte oder Druck leitet der Zahnschmelz jedoch weiter zum Dentin. Von hier gelangen sie über das Rückenmark zum Gehirn. Erst hier wird aus Reiz ein Schmerz, der Handlung auslöst.
- Die Medizin unterscheidet zwischen Zahnschmerz, der direkt im Zahn sitzt, und solchem, der mit anderen Auslösern zusammenhängt.
- “Vorgetäuschter Zahnschmerz” umschreibt Zahnschmerz als Signal für andere Erkrankungen.
- Zu den 7 häufigsten Ursachen für Zahnschmerzen zählen zum Beispiel Karies und Wurzelentzündungen.
- Bei chronischen Schmerzen bildet sich ein Schmerzgedächtnis aus – die Schmerzschwelle sinkt.
- Länger andauernde und regelmäßige Zahnschmerzen müssen vom Zahnarzt untersucht werden.
Zahnschmerzen: Aus Reiz wird Schmerz
Der Zahn – ein höchst lebendiger Organismus? Sein harter Überzug lässt das nicht vermuten. Hier befinden sich keinerlei Schmerzrezeptoren. Und das ist auch gut: Wie sollten wir sonst beißen und kauen? Es würde im besten Fall ständig im Mund kitzeln, während wir doch eigentlich das leckere Essen genießen wollen!
Trotzdem sind Schmerzrezeptoren notwendig, um Reize – thermisch, mechanisch oder chemisch – als Schmerz zu erkennen und uns vor schlechter Behandlung unserer Mundwerkzeuge zu schützen. Alle kennen das Beispiel mit der heißen Herdplatte, auf die man nur einmal im Leben fasst.
Mehr Wissen: Mit 110 Stundenkilometern rast die Information für Schmerz durch den Körper – so schnell wie ein Gepard.
Auf der Haut gibt es ein besonders hohe Dichte an sogenannten Nozizeptoren. Diese winzigen Zellen nehmen den Reiz wahr und leiten ihn weiter über das Rückenmark an unser Gehirn, wo quasi erst der Schmerz entsteht und bewertet wird.
Was passiert, wenn wir ein kaltes Eis essen und ein Ziehen spüren, obwohl unsere Zähne gesund sind? Die Kälte durchdringt den Zahnschmelz und trifft auf das Dentin. Dieses Gewebe ist von hauchfeinen, mit dem Auge nicht erkennbaren Kanälchen durchzogen, in denen Flüssigkeit lagert. Die reagiert auf Reize und gibt sie weiter an das Zahnmark – ein hoch empfindlicher Organismus. Bindegewebe, Blut- und Lymphgefäßen sowie Nervenfasern bilden die sogenannte Pulpa. Von hier wird der Reiz weitergeleitet über das Rückenmark zum Gehirn. Das sagt uns dann: Cool bleiben und das Eis weiter genießen.
Zahnschmerzen bei unseren Vorfahren
Sind unsere Zähne so empfindlich, weil sie uns in der Evolution das Überleben garantierten? Messer und Gabel hatten Urmenschen nicht zur Hand. Die Zähne waren Werkzeug zum Essen und zur Herstellung lebensnotwendiger Utensilien. Der Schmerz signalisiert: Du gehst zu weit, schone mich.
Apropos Urmensch: Der kannte noch keine synthetischen Wirkstoffe wie Paracetamol. Information Mundgesundheit hat 10 Hausmittel gegen Zahnschmerzen gesammelt.
Zahnschmelz bildet also einen cleveren Schutz des empfindlichen Inneren. Durch seine Härte weist er mechanische Einwirkung bis zu einem bestimmten Grad effektiv ab. Thermische oder chemische Reize wiederum lässt er zu und signalisiert: Gib auf deine Zähne acht!
Ist der Zahnschmelz einmal zerstört und das Dentin oder die Pulpa erreicht ist, tut es weh. Der Schaden muss mechanisch behoben werden, denn Zahnschmelz erneuert sich nicht.
Wie die Schmerzweiterleitung vom Dentin bis ins Innere des Zahns funktioniert, erklärt Zahnarzt Lennard Bertram, Zahnarztpraxis Bertram in Leer.
„Die Pulpa ist ein Organ, um die Auslenkung – also den Kaudruck – beim Beißen zu messen. Ist dieser Kaudruck kontinuierlich zu hoch, dann reagiert die Pulpa mit Hypersensitivität. Kaudruck bewirkt auch Zahnfleischrückgang (Girlanden) und keilförmige Defekte. Es ist aber erst die Sensitivität da – und dann das freie Dentin, nicht andersrum. Praktisch habe ich schon vielen Patienten erfolgreich durch Eingliederung einer Aufbissschiene oder Disklusionszeitreduktion (Anpassung des Zusammenbisses zwischen Ober- und Unterkiefer ) mit dem sogenannten T-Scan geholfen. Karies kann die Zähne natürlich auch sensitiver machen, aber bei Patienten mit empfindlichen Zähnen liegt das meistens nicht an Karies.”
Welche Arten von Zahnschmerz gibt es?
Pochen, bohren, ziehen, stechen – wir haben viele Ausdrücke für den Zahnschmerz – und das kann dem Zahnmediziner bei der Diagnose schon weiterhelfen. Der unterscheidet zwischen
- idiopathischen Zahnschmerzen
- sympathischen Zahnschmerzen
Das klingt schon speziell, deshalb klären wir auf: Idiopathisch kommt aus dem Altgriechischen und meint “eigenständig”. Der idiopathische Schmerz ist im Zahn selber verortet. Dazu zählt zum Beispiel die Karies.
Sympathisch hat den gleichen, sprachlichen Ursprung und meint “zusammen mit”. Der sympathische Zahnschmerz hängt mit anderen Auslösern zusammen. Eine Entzündung der Nebenhöhlen von Kiefer oder Nase kann Zahnschmerzen auslösen.
Zahnschmerzen: Das sind die 7 häufigsten Ursachen
Zahnschmerzen können viele Ursachen haben. Es gibt jedoch einige übliche Verdächtige, auf die ist leider immer Verlass, wenn es um die unerträgliche Pein geht.
Die 7 häufigsten Ursachen für Zahnschmerzen sind:
- Karies
- Wurzelentzündungen
- Freiliegende Zahnhälse
- Zahnunfall
- Zahnfehlstellungen
- Defekte Füllungen
- Starkes Zähneknirschen
Aufgepasst: Zahnschmerz als Alarmsignal für andere Erkrankungen
Die Medizin spricht vom “vorgetäuschten Zahnschmerz” und will den Patienten damit keinesfalls in ein schlechtes Licht rücken! Viel mehr schieben Erkrankungen wie Angina pectoris (Symptom für koronare Herzkrankheit), Clusterkopfschmerz, Gürtelrose, Herzinfarkt und Kopfschmerzen die Zahnschmerzen als Signal vor.
Deshalb sollten bei Zahnschmerzen immer ein Profi aus der Praxis draufschauen, um mögliche Zusammenhänge mit schwereren Erkrankungen auszuschließen!
Das Signal “Zahnschmerz” nutzt nicht ab
Wir beißen morgens in den sauren Apfel und es zieht. Wir beißen abends in den sauren Apfel und es zieht erneut. Der Zahnschmerz bleibt uns treu. Die Wiederholung von schmerzendem Verhalten führt nicht zu einer Gewöhnung. Der Schutz durch Zahnschmerz wäre dann auch nicht mehr gegeben.
Allerdings lernt das Nervensystem. Bei chronischen Schmerzen – die nicht akut auftreten, sondern dauerhaft da sind – sinkt die Schmerzschwelle. Bereits leichte Reize werden als schmerzhaft empfunden. Der dauerhafte Schmerz hat sich im Zentralnervensystem eingegraben. Soweit darf man es auf keinen Fall kommen lassen. Beim ersten Ziehen oder Pochen gilt deshalb: einen Termin beim Zahnarzt verabreden. Auch wenn der Grund vielleicht eine Erkältung oder nervliche Anspannung ist, sollte man dem Signal folgen und die Symptome abklären.
Mehr Wissen: Wochenende oder Urlaub, der Zahn schmerzt und kein Arzt in Sicht? Dann helfen Schmerzmittel. Dabei gibt es einiges zu beachten.
Zahnschmerz und kein Ende? Jetzt den Zahnarzt aufsuchen
Wir glauben nur, was wir sehen – den Spruch kennt man. Einer Schnittwunde, die vielleicht blutet, wenden wir uns mit kompletter Aufmerksamkeit zu. Zahnschmerzen senden zwar deutliche Signale, wie Pochen, Ziehen oder Stechen, sie verstecken sich jedoch im Mund. Da ist die Bereitschaft, eine Diagnose einzuholen, oft geringer.
Stress kann Zahnschmerzen verursachen, kalte Luft beim Skilaufen oder man erwischt den einzigen Kern im Kirschkuchen und beißt kraftvoll rein. Zahnschmerzen, die dann auftreten, vergehen auch zügig. Wer sich nicht sicher ist – speziell nach Verletzungen im Mundraum – sollte den Zahnarzt kontaktieren.
Schmerzen, die länger anhalten oder regelmäßig auftreten, sind allerdings ein deutliches Zeichen: Jetzt heißt es, direkt den Zahnarzt anrufen und einen Termin vereinbaren. Die Zeit bis zur Untersuchung kann mit Schmerzmitteln überbrückt werden – ein Dauerzustand darf das nicht sein. Der gesundheitliche Schaden bei nicht behandelten Zahnerkrankungen ist nicht auf den Mund begrenzt, denn der gesamte Organismus kämpft mit der Störung.
Tag der Zahnschmerzen
Der Tag der Zahnschmerzen wird jedes Jahr am 09. Februar gefeiert. Am Tag der Zahnschmerzen soll man etwas über die Gründe von Zahnschmerzen lernen, um diese zu vermeiden. Quelle: Kleiner Kalender / Tag der Zahnschmerzen