Während wir Karneval, Fasching und Fastnacht feiern, schunkelt auch unsere Mundgesundheit kräftig mit. Heftiger Kater inklusive! Denn die Mischung aus Süßigkeiten und Alkohol schmeckt unseren Zähnen gar nicht. Information Mundgesundheit begleitet einen Kölner Karnevalisten durch die tollen Tage und schaut einmal genauer hin, wie Bonbons, Bier und Bussis – in Köln bekannt unter Kamelle, Kölsch und Bützjer – bei der Mundflora ankommen.
Das Wichtigste auf einen Blick
- Eine ausgeglichene Mundflora schützt das Immunsystem und die Zahngesundheit.
- Alkohol und Zigarettenkonsum beeinträchtigen die Mundflora.
- Durch ständiges Naschen an den Karnevalstagen füttern wir die Kariesbakterien in unserem Mund
- Beim intensiven Kuss werden 80 Millionen Bakterien ausgetauscht.
- Kamillespülung oder das Ölziehen können kurzfristig helfen
- Nach den Karnevalstagen sollte sich jeder von seinem Zahnarzt auf die Zähne schauen lassen.
Alkohol macht die Mundflora rund
Weiberfastnacht – auch als Weiberfasching, Fettdonnerstag, Schwerdonnerstag und Weiberfasnet in den närrischen Hochburgen bekannt – um 9.00 Uhr: Pitter steigt ins Kostüm und putzt sich ausgiebig die Zähne. Er weiß aus Erfahrung: Die nächsten Tage stellen seine Mundhygiene auf eine harte Probe. Normalerweise ist er sehr konsequent, putzt auch mittags auf der Arbeit seine Zähne und hat darum immer einen frischen Atem. Aber gleich ist damit Schluss. Um 11.11 Uhr stößt Pitter mit dem ersten Kölsch an und denkt dann an vieles, aber nicht ans Zähneputzen.
Das hat seinen Preis. Unter Alkohol vermehren sich schädliche Mundbakterien und gesundheitsfördernde Keime werden unterdrückt. Mundgeruch ist ein erstes Signal für eine gestörte Mundflora. Langfristige Folgen sind Karies, Zahnfleischentzündung und Parodontitis. Außerdem: Der hohe Zuckergehalt von Sekt und Co. lässt den ph-Wert absinken.
Der ph-Wert gibt an, wie sauer oder basisch eine bestimmte Lösung ist. Normalerweise liegt der ph-Wert des Speichels bei etwa 6,4 – 7,1. Durch die Zersetzung des Zuckers entstehen jedoch Säuren, die den ph-Wert auf ein kritisches Niveau von 5,2 – 5,7 fallen lassen. Es kommt zu einer Demineralisierung des Zahnschmelzes, bei der wichtige Mineralien herausgelöst werden. Dadurch steigt das Kariesrisiko!
Was ist die Mundflora eigentlich?
Sämtliche Mikroorganismen, die in der menschlichen Mundhöhle siedeln, bilden die Mundflora. Der Name stammt übrigens aus der Zeit, als man Bakterien dem Pflanzenreich zuordnete. Milliarden von Bakterien aus rund 600 Arten sind im Mundraum unterwegs. Es gibt nützliche Bakterienarten, die das Immunsystem unterstützen, und schädliche wie den Streptococcus mutans, der für die Karies verantwortlich ist. “Gute” und “schlechte” Bakterien sind bei einer gesunden Mundflora in Balance.
Kamille statt Kölsch: der Mundflora zuliebe
Freitag: 15 Uhr. Pitter liegt auf der Couch, hat einen Kater und krault seine Katze. Nach dem grandiosen Karnevalsauftakt lässt er Vernunft walten und bleibt heute zuhause.
Pitter bringt jetzt seinen Körper wieder in Schuss. Am Abend hat er sich noch geistesgegenwärtig die Zähne geputzt und zur Mundspülung gegriffen. Jetzt nutzt er gegen die Bakterien in seinem Mund zusätzlich Kamille, die entzündungshemmend wirkt. Er macht sich eine große Kanne Kamillentee, spült damit um und trinkt den Rest aus. Anschließend schnappt er sich einen Joghurt, weil er weiß: Milchprodukte sind gut für seine Zähne!
Das enthaltene Kalzium hilft dem Zahnschmelz dabei, eine Schutzschicht um den Zahn zu legen. So haben die Bakterien deutlich weniger Chancen, Schaden anzurichten. Eine andere Möglichkeit: Ölziehen. Das soll nicht nur gegen Zahnschmerzen helfen, sondern kann durch seine antibakterielle Wirkung auch die Mundflora – zumindest kurzfristig – wieder ausgleichen.
Wichtig: Nur kaltgepresstes und hochwertiges Sonnenblum- oder Sesamöl verwenden! Dazu einen Esslöffel Öl in den Mund nehmen, es hin und her bewegen und durch die Zähne ziehen. Dabei werden Bakterien und Keime gebunden. Anschließend das Öl ausspucken. Allerdings kann sich Pitter heute nicht zu dieser Methode durchringen. Er geht früh ins Bett und gönnt seinem Körper Ruhe.
Gewürztes Essen heizt der Mundgesundheit ein
Samstag, 20 Uhr. Pitter ist im legendären “Quartier Latäng” unterwegs, dem Kölner Studentenviertel. Ein paar Kölsch hat er schon getrunken. Mit dem Konsum von Alkohol stellt sich Appetit auf fleischhaltige, stark gewürzte Kost ein. Unser Karnevalist entscheidet sich für einen Döner mit allem, was es gibt.
Für sich genommen ist die Kombination aus Lammfleisch, Kohl, Zwiebeln und Joghurt in der Teigtasche eine ganz ausgewogene Mahlzeit. Die wird von der Mundflora in einer ersten Phase verdaut, bevor es weiter geht in Magen und Darm.
Wer im Karneval stundenlang unterwegs ist, ohne Zahnpflege zu betreiben, leistet der Plaquebildung Vorschub. Die Speisereste zersetzen sich langsam in den Zahnzwischenräumen und bilden mit Bestandteilen des Speichels sowie Stoffwechselprodukten den Zahnbelag. Darauf siedeln sich ruckzuck Bakterien an. Wasser trinken und Umspülen helfen vielleicht kurzfristig. Hartnäckigen Zahnbelag und Zahnstein entfernen die Profis in der Praxis!
Heißer Tipp: Wer im karnevalistischen Trubel statt Ketchup die Chilisoße erwischt, kann die Schärfe vermindern. Öl hilft gegen Capsaicin, den “Scharfmacher” in der Chilischote. Auch Stärke und Zucker gleichen Schärfe aus. Mascarpone auf ungeröstetem Toastbrot löscht am besten: Der italienische Frischkäse hat einen Fettanteil von 80 Prozent und das Toastbrot wirkt wie ein Zungenschaber.
Kamelle! Zucker lässt den Zähnen keine Ruhe
Sonntag, 12 Uhr. Fast eine Million Zuschauer säumen den Weg des Karnevalszuges durch die Kölner Innenstadt. Auch weiter Richtung Süden geht der Karneval in die heiße Phase. In Frankfurt zieht der Fastnachtszug durch die Straßen, und in München werden die Bayern bei einer großen Straßenparty närrisch. In Köln tanzen zur gleichen Zeit Milliarden von Bakterien in Pitters Mund – und vor allem auf seiner Zunge. Die anaeroben Bakterien freuen sich schon auf einen besonderen Leckerbissen: Kamelle. Von den Mottowagen des legendären “Schull- un Veedelszoch” regnet es Bonbons und Schokolade.
Pitter greift zu: Die schnelle Energie strömt durch seinen Körper. Er schunkelt mit Besuchern aus aller Welt. In seinem Mund geht es nicht so gemütlich zu. Pitter schiebt andauernd Süßigkeiten in sich hinein und füttert so die Bakterien in seiner Mundhöhle. Die verwandeln Zucker in Säure – und die greift den Zahnschmelz an.
Es wäre besser, Pitter würde die süßen Sachen einfach sammeln und nach Karneval mit etwas Disziplin genießen: Jeden Tag eine bestimmte Menge und dann die Zähne putzen.
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Schöner küssen im Karneval
Rosenmontag, 22 Uhr. Pitter hat seine Marie gefunden und es wird mächtig geknutscht. “Lecker” denken sich die Zwei – und merken nicht, dass beim intensiven Kuss etwa 80 Millionen Bakterien das Zuhause wechseln.
Pitter war vor Karneval sogar noch zur Vorsorgeuntersuchung beim Zahnarzt. Er weiß: Entzündungen im Mund dünsten unangenehm aus, denn sie produzieren Schwefel. Bei ihm war alles tiptop und so steht dem Flirt nichts im Weg. Mettbrötchen mit Zwiebel haben beide gegessen – da stört der “normale” Mundgeruch nicht mehr.
Eigentlich rauche ich garnicht …
Karnevalsdienstag, 23 Uhr. Kaum zu glauben, dass mit dem Straßenkarneval gleich schon wieder Schluss ist. Angefangen hat Pitter in den letzten Tagen mit einem blöden Laster: das Rauchen. Trinkt er Alkohol, kommt die Lust auf eine Zigarette. So fügt er seiner Mundgesundheit doppelt und dreifach Schaden zu.
Rauchen verändert die Zusammensetzung der Bakterien im Mund negativ. Streptokokken, die auch den Zähnen schaden, vermehren sich. Nützliche Proteobakterien werden durch das Gift des Zigarettenrauchs zerstört. Neben der Mundflora leidet die gesamte Mundgesundheit. Die Durchblutung des Zahnfleisches wird durchs Rauchen beeinträchtigt, denn die Gefäße ziehen sich zusammen. Naja, und der Atem wird durch Zigarettenrauch nicht anziehender.
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Fastenzeit? Die Mundflora kann aufblühen
Aschermittwoch, 8 Uhr. So ausgelassen Pitter gefeiert hat, so konsequent widmet er sich jetzt der Regeneration. Vor ein paar Jahren hat er das Fasten für sich entdeckt. Er macht es allerdings in softer Version.
Pitter verzichtet auf die gängigen Genussmittel wie Süßigkeiten, Alkohol und das Rauchen. Risikofaktoren für Karies und Entzündungen im Mundraum sind so stark gemindert. Aufpassen sollte man allerdings mit Fruchtsäften, die gerne als genüsslicher Ersatz herhalten. Die Fruchtsäure greift den Zahnschmelz an, deshalb den Saft am besten mit reichlich Wasser verdünnen.
Karies-Kater: Dann lieber beim Zahnarzt vorsorgen!
Und wenn Pitter schon dabei ist, seinen Körper wieder auf Vordermann zu bringen, kann er gleich bei seinem Zahnarzt anrufen und einen Termin zur Prophylaxe vereinbaren. Der Profi schaut nach, ob die Mundgesundheit die Karnevalstage gut überstanden hat und entfernt mit einer Professionellen Zahnreinigung die letzten Beläge von Kamelle und Kölsch.
Was soll ich nächstes Jahr werden? Pitter ist sich noch nicht sicher. Wir empfehlen: Als Zahnarzt könnte er unproblematisch alle Utensilien für die Mundpflege mit sich führen. Oder wäre Dracula besser?
3 Tipps für eine gesunde Mundflora an Karneval
Kaugummis für die Zahnpflege
Zähneputzen? Das klappt an den tollen Tagen nicht so richtig. Wer schleppt schon eine Reisezahnbürste durch die Kneipen? Zahnpflegekaugummis sind eine gute Alternative.
Käseecken statt Fleischbuletten
Wer Alkohol trinkt, bekommt Appetit auf Salziges. Da ist Käse genau die richtige Wahl. Durch den Genuss wird der ph-Wert des Speichels alkalisch und das Käsefett bildet über dem Zahnschmelz eine Art Schutzfilm.
Zwischendurch Wasser trinken
Richtig coole Karnevalisten trinken Alkohol und Wasser im Wechsel. Man hat ein Glas in der Hand, wie alle anderen, nur ist was Gesundes drin. Das Wasser macht den Mund ganz einfach frisch, spült Zucker weg und hilft, den Zahnschmelz zu remineralisieren.